Robert Rethfeld --->wellenreiter-invest.de zum Thema Währungsreform:
Einige Glaubenssätze unsererseits:Der erste lautet, dass die Politiker in der Krise nichts tun, was sie nichtunbedingt müssen. Der zweite lautet, dass Politiker niemals antizyklischhandeln. Sie sind bzgl. des Wirtschaftszyklus stets die Getriebenen und nichtdie Treiber. Die Etablierung von Frühwarnsystemen (z.B. durch den IWF) bringtnichts.
Selbst bei einem Funktionieren des Systems würde kein Politiker oderZentralbanker die Party unterbrechen wollen. Der dritte Glaubenssatz lautet,dass der Konjunkturzyklus seinen Weg gehen muss. Bernanke und Paulson warennicht in der Lage, den Fall des S&P 500 um über 50 Prozent zu stoppen. Siehaben die Kaufkraft nicht erhalten können und auch den Anstieg derArbeitslosigkeit bisher nicht stoppen können. Die Menschen – auch die Eliten –sind gegenüber diesen natürlichen Zyklen so gut wie machtlos.
Jetzt meine Gedanken zurWährungsreform: Der häufigste Grund für eine Währungsreform ist derStaatsbankrott. In der europäischen Geschichte waren Staatsbankrotte keineSeltenheit. Das traf Frankreich und Spanien genauso wie Deutschland. InSüdamerika und in Russland sind Staatsbankrotte auch nicht unbekannt. WeitereGründe für Währungsreformen sind Kriege und Hyperinflation. Diese Themen lassensich nicht isoliert betrachten, sondern gehen häufig Hand in Hand.
Eine Währungsreform wirddann vollzogen, wenn die Politiker am Ende ihres Lateins sind, wenn nichts mehrgeht. Es ist die Ultima Ratio. In diesem Stadium sind wir noch nicht. Noch voreinem Jahr hieß es von allen Seiten, dass der US-Dollar abstürzen würde, solltees in den USA zu einer großen Rezession kommen. Das Gegenteil war der Fall. Derenorme Cash-Bedarf stützte den US-Dollar: „Cash war king“. Mittlerweile istsoviel Cash vorhanden, dass die Zinsen über alle Laufzeiten deutlich nach untengedrückt werden.
Das Geld wird in Anleihen – und bei der FED - geparkt, fließtaber nicht dorthin, wo es jetzt benötigt würde: Zum Konsumenten. DiesesAnlageverhalten schmeckt dem US-Dollar nicht, er verliert derzeit seinen„Königsstatus“. Währungen haben einen relativen Bezug zueinander. Tatsächlichist es jedoch so, dass der Euro aufgrund seiner Nähe zum Goldpreis den „wahrenWert“ des Währungsgefüges (im Gegensatz zum US-Dollar) recht gut repräsentiert.
Eine große Währungsreformdürfte erst dann ein Thema sein, wenn der US-Dollar unverhältnismäßig an Wertgegenüber anderen Währungen und Gold verliert. Nach den uns bekanntenMechanismen kann ein solcher Fall kaum in einem deflatorischen Umfeldstattfinden. Eine solche Situation dürfte mit einer galoppierenden oder sogareiner Hyper-Inflation einhergehen, in der der Goldpreis (und damit auch derEuro) stark aufwerten. Noch präsentiert sich der US-Dollar als stabiles Elementder Weltwirtschaft.
Jedoch: Wir hatten in den vergangenen beiden Wochen voneinem Comeback des Goldpreises geschrieben. Erst wenn der US-Dollar beginnensollte, deutlich an Wert zu verlieren, müsste man die Antennen RichtungWährungsreform ausfahren. Aufgrund der Maßnahmen, die von derObama-Administration geplant sind (Hälfte des US-BIPs sollen fürHilfsmaß-nahmen ausgegeben werden), muss man davon ausgehen, dass dieUS-Regierung einen deutlichen fallenden US-Dollar einplant. Dem kurzfristigenRettungsgedanken wird die langfristige Stabilität geopfert.
Eine Währungsreformim US-Dollar auf mittlere Sicht ist deshalb kein abwegiger Gedanke. DerGedanke, dass sich die Welt auf einen einzigen Währungsblock einigt, ist zwarinteressant, aber auch hier gilt meiner Meinung nach, dass es dem US-Dollarerst an den Kragen gehen muss, bevor eine solche Maßnahme ergriffen wird. DasWährungsgefüge soll (im Groben) das Handelsgefüge der Welt repräsentieren. DerMechanismus des „Dampfablassens“ wäre dann nicht mehr über die Währungenmöglich. Er würde sich andere Wege suchen, möglicherweise politische oderkriegerische.
Eine Wiedereinführung derGoldpreisbindung wäre sicher auch keine nachhaltige Lösung. In dem Zeitraum, indem eine Goldpreisbindung existierte, fanden zwei Weltkriege, eineHyperinflation und eine große Weltwirtschaftskrise statt. Von Stabilität durcheine Goldpreisbindung kann keine Rede sein. Die Zyklen werden sich immer ihrenWeg bahnen, das wird auch in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten nichtanders sein.