Lieber Leser,
gegen die weiter nachgebenden Ölpreise zogen die Notierungen der Gazprom-Aktie am Montag erkennbar an. Geschuldet dürfte diese Outperformance primär der Mitteilung gewesen sein, dass die Russen mit den EU-Wettbewerbshütern eine Einigung erzielen und somit eine Milliardenstrafe abwenden konnten.
Freier Gashandel künftig gewährleistet
Der weltgrößte Gaskonzern hat sich verpflichtet, seine Lieferverträge dergestalt zu modifizieren, dass in Mittel- und Osteuropa ein uneingeschränkter freier Gashandel zu wettbewerbsbestimmten Preisen möglich wird. Freuen werden sich darüber vor allem Länder wie Polen, Bulgarien, Estland, Litauen und Lettland, die künftig keine systematisch überhöhten Preise für den flüchtigen Energieträger bezahlen müssen.
Keine Schadensersatzforderung gegen Bulgarien
Darüber hinaus verzichtet Gazprom auf Schadenersatzforderungen gegen Bulgarien im Zusammenhang mit der Einstellung des South-Stream-Gas-Pipeline-Projekts. Da mit Einwänden gegen diese Lösung nicht zu rechnen ist, werden die Zusagen für den russischen Quasi-Monopolisten in absehbarer Zeit bindend.
Leben kann Gazprom mit diesen Zugeständnissen sicher sehr gut. Letztlich wäre die ansonsten drohende milliardenschwere Geldstrafe für den Konzern wesentlich unangenehmer gewesen als die durch den verstärkten Wettbewerb entstehenden Kosten. Dessen ungeachtet gibt es für überzeugte Öl-Bullen eine ganze Reihe von Aktien mit einem größeren Kurspotenzial, die zudem mit deutlich weniger politischen Risiken behaftet sind. Ich werde daher hinsichtlich der Anteilsscheine von Gazprom unverändert die Füße stillhalten.