Meinungsforscher wollen ihre Methoden überarbeiten. "Das Phänomen, dass ein Teil der Wähler rechtsradikaler Parteien sich nicht befragen lässt, gab es schon immer"
Das Image der Meinungsforscher hat in den vergangenen Jahren stark gelitten, doch die Demoskopen haben nach Fehlschlägen bei den Wahlen zum US-Präsidenten, dem EU-Austritt der Briten und der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt ihre Methoden überprüft.
So mussten die Analysen neue politische Kräfteverhältnisse miteinbeziehen, die bislang ohne Präzedenz waren, sagten renommierte Meinungsforscher der "Zeit".
"Wenn man wiederholte Befragungen über die Zeit hinweg mit relativ kurzen Abständen macht, dann sieht man die Dynamik von Meinungsbildung in der Gesellschaft schon recht gut", so der Kommunikationsforscher Frank Brettschneider.
Man dürfe dabei aber nicht den Fehler machen, eine Umfrage mit einer Vorhersage zu verwechseln, wie etwa das derzeitige Umfragehoch des SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz: "Wenn morgen ein Terroranschlag passiert, dann kann es sich auch ganz schnell wieder ausschulzen", sagt Brettschneider.
Auch auf das Aufkommen des neuen Typus des Rechtswählers mussten sich die Meinungsforscher erst einstellen. "Das Phänomen, dass ein Teil der Wähler rechtsradikaler Parteien sich nicht befragen lässt, gab es schon immer", sagt Manfred Güllner, der Chef von Forsa. "Für diesen Teil der Wähler gehören Umfragen zum Teil des verhassten Manipulations-Establishment."
Offenbar gilt das auch für die Wähler der AfD - auf die Umfragewerte der Partei werde mittlerweile eine ähnliche Richtung angewendet wie das der NPD, was die Prognosekraft offenbar erhöht.