Lieber Investor,
nach der Annexion der Krim im Frühjahr 2014 sah sich auch Vladimir Putin in einer ähnlichen Situation wie die iranische Führung zwei Jahre zuvor. Und wieder wird Öl indirekt gegen Gold getauscht.
Russlands Ölexporte nach China werden inzwischen nicht mehr in US-Dollar sondern in Yuan fakturiert. Da der chinesische Yuan noch keine frei konvertierbare Währung ist, geht Russland bei diesem Deal auf den ersten Blick ein hohes Risiko ein, denn es stellt sich die Frage, wohin mit den vielen Yuans, die man für sein Öl erhält.
Die Goldbörse in Shanghai verändert das Spiel
Die Lösung des Problems bietet die neue Goldbörse in Shanghai. An ihr werden die Goldkontrakte anders als in London und New York nicht nur in US-Dollar, sondern auch in Yuan gehandelt. Russland kann seine vielen Petro-Yuans hier sehr bequem in Gold tauschen und genau das macht es auch.
Entscheidend für diesen Schritt ist, dass an der Goldbörse in Shanghai anders als an anderen Handelsplätzen der Anteil des physisch gehandelten Goldes besonders hoch ist. Russland bekommt also weder Fiat-Money-Papier noch Gold-Papier für sein Öl, sondern reales Gold, also einen echten Wert und nicht nur ein Rückzahlungs- oder ein Lieferversprechen.
Das System steckt noch in den Kinderschuhen und ein Reihe wichtiger Detailfragen ist noch zu klären. Aber die Grundlage ist gelegt und es ist die Basis für nicht mehr und nicht weniger als die Ablösung des US-Dollars als Welthandels- und damit auch als Weltreservewährung. Denn wofür soll ein Land, soll eine Notenbank noch im großen Stil US-Dollar vorhalten, wenn der Handel mit Drittstaaten in Zukunft mit den lokalen Währungen oder mit Gold bezahlt wird?