Nachdem die Probleme in Griechenland zumindest kurzfristig etwas entschärft wurden, sind einige Anleger eingestiegen, die zunächst abwartend agiert haben. So entstand eine Short-Squeeze. Hinzu kam noch das Halbjahres-Wunsch-Dressing: Zum Halbjahresende haben institutioneller Anleger noch ein wenig ihre Depots aufgehübscht. Nächstes Kursziel bei 7.922 Punkten.
von Jochen Steffens
Jetzt wird es spannend, sehr spannend – zumindest aus Sicht der Target-Trend-Methode.
Nachdem die Probleme in Griechenland zumindest kurzfristig etwas entschärft wurden, sind einige Anleger eingestiegen, die zunächst abwartend agiert haben. So entstand eine Short-Squeeze (siehe Steffens Daily von gestern). Hinzu kam noch das Halbjahres-Wunsch-Dressing (Ableitung von Window-Dressing): Zum Halbjahresende haben institutioneller Anleger noch ein wenig ihre Depots aufgehübscht, was sicherlich auch manche Aktie positiv beeinflusst hat. So kam es in den vergangenen fünf Handelstagen zu einem fast schon dramatischen Kursanstieg.
Aus Sicht der Target-Trend-Methode ist der DAX damit an die wichtige Rechteckoberkante bei 7.437 Punkten gestiegen. Hier tut er sich seit drei Handelstagen erwartungsgemäß etwas schwer:
Sollte er diese Marke nun nachhaltig überwinden und damit erneut in das obere Rechteck eintauchen, liegt das nächste Kursziel bei 7.922 Punkten, also der blau gestrichelten Mittellinie. In diesem Fall wird auch das rote Alpha-Target aktiviert. Allerding müsste, damit dieses noch erreicht werden kann, der Trend ähnlich dynamisch weitergehen, wie in den vergangenen Handelstagen.Und das ist schon sehr unwahrscheinlich. Ich habe die Trenddynamik hier einmal eingezeichnet (dicke rot gestrichelte Linie).
Hinweis auf Extremsituationen
Ich habe mich dann auf die Suche begeben und nachgeforscht, ob der DAX schon einmal einen derartig dynamischen Anstieg gleicher Höhe geschafft hat. Ergebnis: Ja, man findet solche Kursanstiege, aber ausnahmslos in Extremsituationen.
So haben Erholungsrallys nach dramatischen Tiefs eine ähnliche Dynamik, z.B. nach dem Crash 2008/2009 und nach dem Kurseinbruch im Zusammenhang mit den Anschlägen vom 11. September 2001.
Auf der anderen Seite treten sie in Übertreibungsphasen vor entscheidenden Hochs auf. So hat es vor dem DAX-Hoch im Jahr 2007 einen derartigen Anstieg gegeben und auch vor dem 2000er Hoch. Beim letzteren war der Anstieg zeitlich sogar noch ausgeprägter.
Übertreibungsphase
Das heißt, sollte dieses Alpha-Target tatsächlich noch erreicht werden, könnte das dafür sprechen, dass wir uns in einer Extrem-Situation aufhalten – in diesem Fall in einer Übertreibungsphase, die auf die Nähe eines entscheidenden Hochs hinweist!
Interessanterweise würde das vergleichsweise gut in den Präsidentschaftszyklus passen: Wir sehen noch bis zum September eine starke Rally, danach laufen die Kurse seitwärts / abwärts. Es kommt im kommenden Jahr noch einmal zu einem Anstieg, der aber deutlich weniger dynamisch ausfällt. Anschließend folgen zwei magere Jahre oder sogar schärfere Kurskorrekturen.
Bis jetzt nur Theorie
Bis jetzt ist das alles nur Theorie, denn noch ist dieses Alpha-Target nicht erreicht. Sollten wir aber in den kommenden Tagen sehen, dass sich die bisherige Dynamik weiter fortsetzt, müssen wir uns in den kommenden Wochen / Monaten mit der Frage auseinandersetzen, ob dieser große Aufwärtstrend erneut in der Nähe der bekannten DAX-Hochs ein Ende findet:
In diesem Chart sehen Sie, dass wir uns bereits wieder fast auf dem Niveau der alten Allzeithochs im DAX befinden. Sollte das Target bei 8.460 Punkten angelaufen werden, wären die alten Hochs überwunden. Hier könnte es dann zu einem spektakulären Fehlsignal kommen. Dazu aber mehr, wenn es soweit ist.