Bundesregierung will Eurobonds nicht mehr ausschließen. In den Reihen der Koalition macht sich die Erkenntnis breit, dass sich die Euro-Zone ohne gemeinsame Anleihen nicht mehr retten lasse. - DWS: „Wenn Frankreich weiter eskaliert, werden Eurobonds die letzte Chance sein“.
Die Bundesregierung schließt im Kampf gegen die Schuldenkrise die Ausgabe gemeinsamer europäischer Anleihen nicht mehr gänzlich aus. In den Reihen der Koalition mache sich die Erkenntnis breit, dass sich die Euro-Zone ohne Schritte wie diesen möglicherweise nicht mehr retten lasse, berichtete die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Regierungsmitglieder. Der bisher gewählte Lösungsweg mit milliardenschweren Rettungspaketen für klamme Staaten komme allmählich an seine Grenzen.
Die Debatte über Eurobonds will Deutschland dem Bericht zufolge erst führen, wenn die Krise nur noch zwei Alternativen lasse: das Auseinanderbrechen der Währungsgemeinschaft oder eine stärker auf Brüsseler Ebene abgestimmte Finanz- und Wirtschaftspolitik. Dann wolle Deutschland im Gegenzug für einen solchen Finanztransfer Zugeständnisse der Euro-Partner heraushandeln.
Eurobonds könnten den ins Visier der Finanzmärkte geratenen Staaten Entlastung bei der Aufnahme von Krediten zu verschaffen. Während Länder wie Griechenland oder Italien in einem solchen Fall künftig geringere Zinsen für ihre Schulden zahlen müssten, kämen auf Deutschland höhere Kosten als bisher zu. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble lehnt europäische Anleihen weiter ab. "Ich schließe Eurobonds aus, solange die Mitgliedstaaten eine eigene Finanzpolitik betreiben und wir die unterschiedlichen Zinssätze benötigen, damit es Anreize und Sanktionsmöglichkeiten gibt, um finanzpolitische Solidität zu erzwingen", sagte der CDU-Politiker dem "Spiegel" in einem am Samstag vorab veröffentlichten Interview.
Deutschlands größte Fondsgesellschaft DWS plädierte am Wochenende hingegen für die Einführung von Eurobonds: „Wenn Frankreich weiter eskaliert, werden Eurobonds die letzte Chance sein“, sagte Asoka Wöhrmann, oberster Fondsmanager der Deutsche-Bank-Tochter, der „Welt am Sonntag“. Der Markt werde weiter testen, wie ernst es den Regierungen mit ihrer Schuldenpolitik sei. Eurobonds könnten in dieser Lage für eine Beruhigung sorgen, falls stabilitätspolitische Grundsätze gewahrt würden. Mit der Einführung dieser Form von Staatsanleihen entstünde ein hochliquider Markt, an dem kein globaler Investor vorbeikomme.