Finanzsituation um Italien spitzt sich weiter zu. Der Rücktritt Berlusconis verändert nicht die Überschuldungslage des Landes. Zinsen für 10jährige über 7%. Investoren haben kein Vertrauen mehr. Kapitalflucht hält weiter an. Grüne: Italien ist das vierte Opfer der Euro-Krise. Folgt als nächstes Frankreich? - Rogers: System kann jederzeit kollabieren.
Der Abgang Berlusconis hat nur vorrübergehend für Beruhigung an den Finanzmärkten gesorgt. Die politischen Wirren in Rom dürften in Zukunft noch steigen, meinen einige Beobachter. Ein Austausch eines Präsidenten bedeutet noch lange nicht, dass Sparmaßnahmen garantiert sind. Die Geschichte Italiens bewies jedenfalls bislang das Gegenteil. Selbst wenn Berlusconi gehe, bleibe die Unsicherheit in Italien groß, sagte Yuuki Sakurai, Chef von Fukoku Asset Management gegenüber Reuters: "Das Austauschen von Politikern garantiert noch nicht, dass sich die finanzielle Situation in Italien verbessert."
Die Zinsen für italienische Anleihen stiegen auch am Mittwoch weiter. Derzeit liegt der Zinssatz bei über 7,01% (Vortag 6,7%). Fünfjährige lagen am Mittwoch auf Rekordniveau bei 7,08%. Zweijährige lagen bei 7,02%. Damit entwickelt sich für die drittgrößte Volkswirtschaft ein "Griechenland-Szenario" mit unabschätzbaren Folgen für die Euro-Zone. Gegen Mittag gab es Gerüchte, dass die EZB italienische Anleihen aufkaufe.
Selbst die Grünen müssen mittlerweile einsehen, dass durch Italien eine Problemlawine auf die Euro-Zone zurollt. So sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Europaparlament, Sven Giegold unlängst gegenüber Handelsblatt online: „Die Italienische Regierung ist das vierte Opfer der Euro-Krise." Berlusconis Verweigerung von notwendigen Reformen ist eines der größten Probleme der Euro-Zone. Über Italien hinaus zeige sich zudem auch in anderen Ländern, „dass die hohe politische Instabilität durch die Krise selbst ein Problem bei der Bekämpfung der Krise“ werden könne.
Der Konjunkturexperte des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Jörg Hinze, sieht wegen der Italien-Krise auch Frankreich in Gefahr. Dass die französischen Banken dadurch wieder verstärkt ins Blickfeld gerieten, sei angesichts ihres hohen Engagements in italienische Anleihen die Folge der Herabstufung Roms. „Frankreich hat auch wegen der eigenen hohen laufenden Verschuldung und seines Leistungsbilanzdefizits nicht die besten Perspektiven“, sagte Hinze Handelsblatt Online.
Jimmy Rogers sagte auf CNBC, dass die Krise dieses mal bedeutend schlimmer sei als noch 2008. Alle Schuldenstände in den westlichen Ländern seien höher als damals, das würde die Situation extrem erschweren. Handlungsspielräume werden mehr und mehr eingengt. Das gelte nicht nur für Europa, sondern auch für die USA. Rogers: Alles Papiergeld ist jetzt unter "Notstand". Das System könne jederzeit kollabieren, wenn man nicht einzelne Euro-Länder bankrott gehen lasse.