Ifo-Institut will Klima mit CO2 Steuern auf Güter retten: Konsumentensteuer auf CO2-Gehalt von Gütern ermöglicht effizientere Steuerung. „Effiziente Klimapolitik muss am CO2 Footprint ansetzen“. - CO2-Wahn nimmt immer kuriosere Formen an.
Aufgrund der Bedeutung des internationalen Güterhandels ist der Carbon Footprint (CO2-Fußabdruck) von Ländern ein besseres Maß für die durch den Konsum eines Landes entstehenden CO2-Emissionen und damit für den Klimaschutz. Dies ergab eine Analyse der CO2-Emissionen und Footprints von 40 Ländern für den Zeitraum 2005-2007 durch das ifo Institut.
Bisherige Klimaabkommen, z.B. Kyoto, messen den Beitrag eines Landes zum weltweiten Klimaschutz an der Veränderung seines CO2-Ausstoßes. „Hier kann ein Land CO2-Einsparungen vorweisen, obwohl die Emissionen nur ins Ausland verlagert wurden und somit die weltweiten Emissionen mindestens gleich bleiben“, sagt Prof. Gabriel Felbermayr, Bereichsleiter am ifo Institut sowie Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität München. Der Carbon Footprint erfasst dagegen alle CO2-Emissionen, die durch die Absorption (d.h. Konsum und Investitionen) eines Landes entstehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Emissionen für diese Güter im eigenen Hoheitsgebiet oder im Ausland stattfinden.
Anhand der CO2-Emissionen gemessene Einsparungen können illusorisch sein, stellten die ifo-Forscher fest. So wies Frankreich von 2002 bis 2007 stagnierende oder leicht fallende CO2-Emissionen auf. Dagegen stieg der Pro-Kopf-Footprint in der gleichen Zeit immer weiter. „Die gute CO2-Performance Frankreichs ist also ein Trugschluss“, sagt Felbermayr. Frankreich habe seinen CO2-Verbrauch kontinuierlich gesteigert, zu Lasten von Emissionen im Ausland („Carbon Leakage“). Auch in Deutschland wuchs seit 2002 die Diskrepanz zwischen Footprint und Emissionen. Wurden im Jahr 2002 noch 2,5% des CO2-Konsums aus dem Ausland importiert, waren es im Jahr 2007 schon 9%. „Zur Verhinderung des Carbon Leakage sollten Klimaabkommen künftig auf den Carbon Footprint statt die heimischen Emissionen abstellen“, sagt Felbermayr.
Der Carbon Footprint als Bemessungsgrundlage für klimapolitische Verpflichtungen eines Landes erfasst alle Emissionen, für die die Endverbraucher verantwortlich sind. Wenn ein Land internationalen Güterhandel betreibt, so wird sich der Carbon Footprint von den heimischen Emissionen unterscheiden – und zwar um den CO2-Gehalt des Handels. Der „CO2-Gehalt eines Gutes“ misst die gesamten Emissionen, die bei der Produktion eines Gutes anfallen, d.h. es werden nicht nur die direkt im entsprechenden Sektor entstehenden Emissionen berücksichtigt, sondern auch die Emissionen auf vorgelagerten Produktionsstufen. „Den Carbon Footprint kann sehr zielgerichtet gesteuert werden, indem der Staat eine Konsumentensteuer auf den CO2-Gehalt eines Gutes erhebt“, sagt Felbermayr.
Die Verwendung des Carbon Footprint könnte auch die Bereitschaft von China und Indien erhöhen, sich an internationalen Klimaschutzabkommen zu beteiligen. Die größten CO2-Emittenten sind China (6028 Megatonnen, Mt) und die USA (5769 Mt), gefolgt von Russland (1587 Mt) und Indien (1324 Mt).
Deutschland ist der größte Emittent innerhalb der EU und belegt mit 798 Mt CO2 weltweit Platz 6 der Rangliste. Insgesamt wurden im Jahr 2007 rund zwei Drittel der weltweiten CO2-Emissionen in den BRIC-Ländern (Brasilien, Russland, Indien, China), Nordamerika oder der EU-15 erzeugt; wobei ca. 21% der globalen Emissionen in China anfielen und weitere 20% in den USA (Deutschland: 2,8%).
Das Ranking der Länder mit dem größten Footprint unterscheidet sich von der Reihenfolge der Emittenten-Rangliste. Die Rangliste der größten CO2-Konsumenten wird von den USA angeführt (6154 Mt), China (4385 Mt) belegt Platz 2, gefolgt von Russland (1568 Mt), Japan (1326 Mt) und Indien (1191 Mt). Deutschland liegt mit 878 MtCO2 wiederum auf Platz 6.In einigen Ländern weicht der Footprint stark von den heimischen Emissionen ab. Am deutlichsten ist der Unterschied in China. Der chinesische Footprint ist rund 1643 Mt kleiner als der chinesische CO2-Ausstoß. Somit „exportiert“ China im Jahr 2007 rund 27% seiner Emissionen ins Ausland. In Deutschland ist der Footprint größer als die heimischen Emissionen. Das bedeutet, dass rund 9% oder 80 Megatonnen des deutschen CO2-Konsums im Ausland entstehen. Auch die USA „importiert“ ca. 6% CO2-Emissionen (oder 382 Mt) aus dem Ausland.