Merkel will Bürgern mehr Einfluss auf Regierungshandeln geben. "Wir werden gute Ideen auch an die zuständigen Ministerien weiterleiten. Mir ist klar: Mit dieser Form des Zukunftsdialogs im Internet betreten wir Neuland."
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will den Bürgern unmittelbaren Einfluss auf ihr Regierungshandeln geben. Zu ihrem diese Woche im Internet startenden "Zukunftsdialog" mit Bürgern sagte die Kanzlerin in einem Interview mit "Bild am Sonntag": "Wir veranstalten kein Theorieseminar. Wir wollen die Ideen und Erfahrungen unserer Bürger konkret nutzen. Ich wünsche mir, dass die Bundesregierung am Ende dieses Prozesses handeln kann."
Die Kanzlerin schloss nicht aus, dass die Anregungen der Bürger auch zu Gesetzen führen. Merkel weiter: "Wir werden gute Ideen auch an die zuständigen Ministerien weiterleiten. Mir ist klar: Mit dieser Form des Zukunftsdialogs im Internet betreten wir Neuland. Und weder ich noch meine Mitarbeiter wissen hundertprozentig, wie es genau laufen wird und wie viele Menschen sich tatsächlich beteiligen werden." Merkel kündigte an, herausragende Ideengeber persönlich treffen zu wollen: "Diejenigen, deren Ideen am besten bewertet werden, will ich zum Gespräch ins Kanzleramt einladen.
Die Bürger, die sich beteiligen, sollen wissen: Wir nehmen ihre Vorschläge ernst, sie landen nicht im luftleeren Raum des Internets, sondern jeder bekommt eine Antwort und die besten haben die Chance, auch tatsächlich aufgegriffen zu werden." Zum Verfahren des "Zukunftdialogs" sagte Merkel: "Drei Fragen über unsere Zukunft stehen im Mittelpunkt, wobei wir nicht an ferne Zeiten denken, sondern durchaus an die kommenden 5 bis 10 Jahre: "Wie wollen wir zusammen leben? Wovon wollen wir leben? Wie wollen wir lernen? Jeder kann seine Ideen vorschlagen oder auf gute Praxisbeispiele hinweisen. Diese Vorschläge können dann wiederum kommentiert und bewertet werden." Der Online-Dialog, so die Kanzlerin, beginne am 1. Februar und Ende mit dem 15. April.
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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nutzt das Internet privat vor allem, um sich über das aktuelle Weltgeschehen zu informieren. In einem Interview mit "Bild am Sonntag" sagte Merkel: "Soweit ich Zeit habe, schaue ich mir Online-Ausgaben einiger Zeitungen und Magazine an. Ich verfolge auch den Stand des Deutschen Aktienindexes und die Zinssätze für die verschiedenen Euro-Länder."
Das wichtigste in der digitalen Welt für die Kanzlerin sei, "dass man sehr schnell auf Informationen zugreifen kann. Wenn ich am Wochenende am Frühstückstisch über eine anstehende Reise nach Kanton in China nachdenke, kann ich im Internet nachschauen, welche Städte da in der Nähe sind und im Internet auch gleich alles über die Gegend nachlesen."
Die digitale Welt habe aber auch ihre Schattenseiten: "Wenn wir alles in Sekunden irgendwo digital abrufen können, besteht die Gefahr, dass wir immer weniger davon dauerhaft im Kopf behalten, weil uns die schiere Informationsmenge überfordert. Ich hatte mal einen Mathematik-Professor, der immer sagte: Wenn Sie gar nichts mehr wissen, womit wollen Sie dann denken? Interessante Gedanken brauchen Basiswissen."
Zu ihren Aktivitäten in sozialen Netzwerken sagte Merkel: "Ich habe ein Facebook-Profil als CDU-Vorsitzende und da auch viele "Freunde", aber diese Seite selbst zu pflegen, ist mir zeitlich nicht möglich. Über Twitter ist der Regierungssprecher mit mittlerweile fast 50 000 Followern erreichbar."