Die Kritik von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann an den wachsenden Forderungen von Notenbanken des Euro-Raums, den sogenannten Target-2-Salden, alarmiert die Europäische Zentralbank (EZB). - Die Bundesbank räume damit erstmals ein, dass sie "ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone nicht ausschließt".
Die Kritik von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann an den wachsenden Forderungen von Notenbanken des Euro-Raums, den sogenannten Target-2-Salden, alarmiert die Europäische Zentralbank (EZB). Weidmanns Kehrtwende sei ein "verheerendes Signal", heißt es in der EZB-Spitze. Die Bundesbank räume damit erstmals ein, dass sie "ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone nicht ausschließt". Die internen Forderungen zwischen den Notenbanken der Euro-Zone werden zu einem Problem, wenn die gemeinsame Währung auseinanderbricht. Bislang hatte die Bundesbank die Problematik stets heruntergespielt.
Weidmann äußerte sich derweil gegenüber dem Hamburger Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL kritisch mit Blick auf die Dreijahres-Kredite, die die EZB den Banken der Euro-Zone vergangene Woche zur Verfügung stellte. Die Konditionen seien "sehr generös" geraten, klagte der Bundesbankchef. "Das Programm vermittelt kurzfristig Ruhe, aber es ist eine Ruhe, die trügerisch sein könnte."
Besorgt ist Weidmann vor allem mit Blick auf die Sicherheiten, die die Banken bei der EZB für Kredite mittlerweile hinterlegen dürfen. "Die Notenbanken des Eurosystems nehmen substantielle Risiken in ihre Bilanz, die im Grenzbereich ihres Mandats liegen", sagte er. Weidmann will die Qualitätsmaßstäbe für die Sicherheiten schnellstmöglich wieder verschärfen.
Der französische Zentralbankchef Christian Noyer sprach sich im SPIEGEL gegen eine vorschnelle Änderung der Konditionen aus. "Wir können das tun, wenn die Krise einmal vorbei ist." Noyer verteidigt die neue Politik der EZB. "In dieser Krise waren die Zentralbanken verpflichtet, neue Instrumente zu erfinden", dem Ziel der Preisstabilität sei man trotzdem verbunden.