Draghi rechtfertigt die EZB-Geldschwemme. Die Märkte hätten im November wieder mal vor dem Zusammenbruch gestanden wegen einer Kreditklemme unter den Banken. Damit rechtfertigt er die Billion, die an die Banken verteilt wurden. Eine Inflation befürchtet er gleichwohl nicht und verspricht: alles unter Kontrolle.
Standen das Finanzsystem letzten November wieder einmal vor dem Kollaps? Entsprechend äußerte sich EZB-Chef Draghi gestern Abend bei einer Rede in Berlin. Draghi rechtfertigte den Geldsegen für die Banken mit dem Hinweis, dass die Märkte im November wieder einmal kurz vor dem Zusammenbruch standen. Ursache: totale Kreditklemme bei den Banken. Doch die Lage hätte sich nun entspannt, nachdem die EZB-Kredite von über einer Billion Euro ins Bankensystem pumpte. Es ist nicht das erste Mal, dass die EZB selbst vor dem totalen Kollaps warnte. Bereits im Mai 2010 sprach die Notenbank von der Gefahr eines Zusammenbruchs des Finanzsystems.
Die beiden Finanzspritzen der EZB für die Banken im Dezember und Februar im Umfang von über einer Billion Euro seien nicht dazu dagewesen, die Märkte für Staatsanleihen zu unterstützen oder um die Gewinne der Banken zu erhöhen. Vielmehr sollten sie eine drohende Kreditklemme verhindern, sagte Draghi.
Draghi versprach eine Fortsetzung der expansiven Geldpolitik. Befürchtungen, die von der EZB gegen die Krise eingesetzte massive Ausweitung der Geldmenge könne auf mittlere Sicht die Inflation anheizen, trat Draghi erneut massiv entgegen. "Die zu beobachtenden Stabilisierungstendenzen bei Kreditvergabe und Wachstum signalisieren keinen zunehmenden Inflationsdruck auf mittlere Sicht."
Die EZB sei "permanent wachsam" bezüglich möglicher Gefahren für die Preisstabilität. "Die Bürger der Währungsunion können sich sicher sein, dass unser Ziel ist, Preisstabilität zu sichern und dass wir über alle nötigen Werkzeuge verfügen, dieses Ziel zu erreichen." Die niedrigen Inflationserwartungen auf längere Sicht seien der Beweis, dass die EZB hier glaubwürdig agiere.