Der Vorstandsvorsitzende von Bayer, Werner Baumann, sieht in ausgeprägtem Risikobewusstsein eine Gefahr für den Wohlstand in Deutschland. Es fehle an "Chancenorientierung", sagte Baumann der "Welt am Sonntag".
Man sei immer "zuallererst vom Risiko beseelt. Hätte Amerika unsere Vorschriften, wären Amazon oder Google dort wahrscheinlich nie so erfolgreich geworden. Mit voller Hose gewinnen Sie eben keinen 100-Meter-Lauf", so der Bayer-Chef weiter.
Die Deutschen würden "bei Zukunftstechnologien eine extreme Betonung des Vorsorgeprinzips" pflegen. "Man könnte sagen, wir leiden an einer Art postmaterialistischen Selbstverwirklichungspsychose", sagte Baumann.
In Deutschland brüste man sich "in aller Regel damit, dass wir die umfassendste Regulierung haben".
Ein gutes Beispiel sei die Datenschutz-Grundverordnung. "Die kommerziellen Chancen, die Wohlstand und Arbeitsplätze bringen, werden dann woanders wahrgenommen", so der Bayer-Chef weiter. Die Unternehmen würden in den einschlägigen Diskussion zu wenig gehört. "Ich habe schon den Eindruck, dass Unternehmen mit sachlichen Argumenten kaum noch durchdringen", sagte Baumann.
Zum Teil sei dafür auch die Wirtschaft selbst verantwortlich. Es gebe einen "massiven Vertrauensverlust, der in den vergangenen Jahren oder vielleicht Jahrzehnten um sich gegriffen hat und der auch die Wirtschaft trifft". Baumann erinnerte in diesem Zusammenhang "an nicht gehaltene Produktversprechen, an fehlendes Verantwortungsbewusstsein, so etwas freiwillig zu korrigieren, und natürlich an den einen oder anderen Gehaltsexzess". Dass die Wirtschaft in der Folge "Regulierungen vorgesetzt" bekomme, sei "eine logische Konsequenz".
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