Zwei Drittel aller Deutschen wären nicht bereit, aus Gerechtigkeitsgründen höhere Steuern zu zahlen. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) hervor, die der „Welt“ vorliegt.
Demnach können sich 67 Prozent der Deutschen nicht vorstellen, mehr Geld an den Staat abzuführen, um mehr Gerechtigkeit herzustellen. Besonders Senioren und Bürger mit niedrigeren Schulabschlüssen lehnen Steuererhöhungen ab. 31 Prozent aller Befragten erklärten sich bereit, mehr Steuern zahlen zu wollen. Besonders unter Hochqualifizierten und jüngeren Deutschen (bis 29 Jahre) ist die Bereitschaft hoch. So können sich 42 Prozent der bis 29-Jährigen und 46 Prozent der Befragten mit Abitur vorstellen, höhere Steuern zu zahlen.
Die Summen dürfen aber nicht zu hoch sein: Gerade einmal die Hälfte derjenigen, die mehr Steuern zahlen wollen, würden einen Zuschlag von 100 Euro im Jahr akzeptieren, um sozial Schwächeren zu helfen. Danach nimmt die Bereitschaft rapide ab: Nur 32 Prozent wären bereit, 500 Euro mehr im Jahr mehr an den Fiskus abzuführen. Nur sieben Prozent erklärten sich bereit, 1000 Euro im Jahr mehr abzugeben. Die Befragten glauben zudem nicht, dass der Staat die höheren Einnahmen effizient einsetzt, um wirklich für mehr Gerechtigkeit zu sorgen: 79 Prozent der Umfrageteilnehmer sagten, sie persönlich könnten das Geld sinnvoller für soziale Gerechtigkeit einsetzen als der Staat. Nur 18 Prozent glauben, der Staat könne dies besser als sie selbst.
„Die Bürgerinnen und Bürger haben offenbar ein besseres Gefühl für Gerechtigkeit und Notwendigkeit von Steuererhöhungen, als viele Politiker“, sagt INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr. „Wer glaubt, Steuererhöhungen seien gerecht, weil nur eine Minderheit zur Kasse gebeten wird, irrt nicht nur aus moralischer Sicht. Wir brauchen weder eine Vermögenssteuer noch Spitzensteuersätze von 75 Prozent, sondern ein gerechtes Steuersystem, das die Leistungsfähigkeit Deutschlands erhält.“