Die FDP-Bundestagsfraktion schlägt die Einführung einer digitalen CO2-Währung nach dem Vorbild des "Bitcoin" vor, um neue finanzielle Anreize für den Klimaschutz zu setzen.
"Wer der Atmosphäre CO2 entzieht, wird dafür bezahlt. So wollen wir aktiven Klimaschutz belohnen sowie Erfindergeist und Innovationen fördern", sagt Marco Buschmann, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, der "Welt" (Dienstagausgabe).
Kern des Systems ist eine neue Währung namens "Arbil". Arbil Coins sollen ausgegeben werden, wenn CO2 oder andere Treibhausgase aus der Atmosphäre gezogen werden. Sie werden nicht vom Staat emittiert.
Unter der Schirmherrschaft und mit Unterstützung der Bundesregierung soll hierzu ein Verein gegründet werden, dessen Mitglieder dem Klimaschutz verpflichtet sind. Aufgabe des Vereins ist der Aufbau der neuen Währung sowie das Erzeugen (das "Schürfen") und die Ausgabe von Arbil Coins.
Durch die vom Verein limitierte Anzahl der Teilnehmer, die Arbil Coins schürfen dürfen, soll der Schürfalgorithmus selbst kaum Energie verbrauchen. Ein energieaufwändiger "proof of work", wie zum Beispiel bei Bitcoin, sei nicht notwendig, heißt es im Konzept der Liberalen. Schließlich entwickelt der Verein ein Wallet, also eine Art Konto, mit dem Nutzer Arbil Coins lagern, versenden und empfangen können.
Die neue Währung lasse sich in das europäische Emissionshandelssystem schnell einbauen, indem Arbil Coins dort als Zahlungsmittel für Emissionszertifikate akzeptiert werden, heißt es in dem Konzept weiter. Damit werde gleichzeitig der Grundstein für ein zukünftig autarkes, privat organisiertes internationales CO2-Kreislaufsystem gelegt.
"Wir wollen CO2 weltweit einen Preis geben. Mit unserem Blockchain-Konzept lassen sich die nationalen Emissionshandelssysteme elegant miteinander verknüpfen", sagt Frank Sitta, stellvertretender Fraktionsvorsitzender in der "Welt": "Auch das geplante weltweite Kompensationssystem der Luftfahrt, Corsia, kann problemlos in dieses System eingebunden werden."
Seinen Wert erhält die neue Währung durch die Garantie, Arbil Coins in Emissionszertifikate eintauschen zu können. Dabei entspricht ein Arbil Coin dem Zertifikatwert für eine Tonne CO2, derzeit also rund 27 Euro. Die im Emissionshandelssystem festgelegte Obergrenze von Zertifikaten bleibe unberührt. Durch Arbil Coins kämen keine zusätzlichen Emissionsrechte hinzu.
Da die neue Krypto-Währung Arbil auf der sogenannten Blockchain-Technologie basiert und nur von einem begrenzten Kreis ausgegeben werden darf, sei sie sehr fälschungssicher, betonen die Liberalen. Das Intergovernmental Panel for Climate Change (IPCC) weist seit Jahren darauf hin, das der Klimawandel nur begrenzt werden kann, wenn der Atmosphäre bereits emittiertes CO2 wieder entzogen wird. Zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels sind nach UN-Berechnungen "negative Emissionen" in Höhe von 810 Gigatonnen nötig.
Foto: Computer-Nutzerin, über dts Nachrichtenagentur