Die Reimanns sind die reichsten Deutschen. Letztjährige Spitzenreiter Stefan Quandt und Susanne Klatten fallen auf Rang 3 zurück / Die BMW-Großaktionäre sind die größten Verlierer unter den Top 10 / manager magazin veröffentlicht Liste der reichsten Deutschen zum 19. Mal
Mit einem Vermögen von 35 Milliarden Euro sind die Reimanns die reichsten Deutschen. Das ergibt die Schätzung des Vermögens der 1001 reichsten Bundesbürger, die das manager magazin zum 19. Mal veröffentlicht.
Das Vermögen der Reimanns, die 2017 erstmals Platz 1 belegt hatten, hat nach mm-Schätzung um zwei Milliarden Euro zugelegt. Zwar lief der Beauty-Konzern Coty so schlecht, dass die JAB Holding, die Investmentfirma der Reimanns, 2018 sogar einen Verlust von fast einer Milliarde Euro ausweisen musste. Im ersten Halbjahr 2019 wies die Reimann-Holding aber wieder einen Buchgewinn von 5 Milliarden Euro aus.
Die einstige Eigentümerfamilie des Ludwigshafener Chemiekonzerns Benckiser verfolgt unter JAB-Chairman Peter Harf (73) weiter eine aggressive Strategie. In wenigen Jahren hat sie mit Keurig Dr Pepper einen der größten Getränkekonzerne der Welt geschaffen – von Kaffee bis Limo schenkt sie alles aus. Diverse Luxusmarken und Parfüms gehören mit Coty ebenfalls zu ihrem Portfolio. Zudem hat sie kürzlich fast 5 Milliarden Dollar in Tierklinikketten in den USA investiert. Den Ursprung ihres Vermögens, ihren Anteil am britischen Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser mit Marken wie Calgon, Clearasil, Kukident oder Sagrotan, haben die Reimanns hingegen fast vollständig verkauft.
Die Familie Reimann besteht aus Renate Reimann-Haas (67) und Wolfgang Reimann (66), deren Halbbrüdern Stefan (56) und Matthias (54) Reimann-Andersen sowie deren insgesamt zehn Kindern. Als im Frühjahr bekannt wurde, dass ihre Vorfahren während der NS-Zeit mit den Nazis paktierten, drückte die Familie ihr Bedauern aus und Harf sagte, die Ahnen des Clans hätten „sich vergangen“ und „gehörten eigentlich ins Gefängnis“.
Mit einem Vermögen von 27,5 Milliarden Euro rangiert Dieter Schwarz (80) erstmals auf Platz zwei. Sein Discounter Lidl entwickelt sich nach wie vor dynamischer als die Geschäfte seiner Erzrivalen Aldi Nord und Aldi Süd, beide in Besitz der Nachfahren der Gründerbrüder Karl und Theo Albrecht. Der von Schwarz kontrollierte Handelskonzern, zum dem auch die Supermarktkette Kaufland gehört, setzt mehr als 100 Milliarden Euro um.
Zurückgefallen auf Platz 3 sind die letztjährigen Spitzenreiter Susanne Klatten (57) und Stefan Quandt (53). Ihr Vermögen fiel um 7,5 Milliarden Euro auf 26,5 Milliarden Euro. Die Geschwister besitzen 47 Prozent der Aktien von BMW. Das brachte ihnen für 2018 zwar eine Dividende von gut einer Milliarde Euro (brutto) ein. Aber da der Aktienkurs von BMW innerhalb von zwölf Monaten um mehr als 20 Prozent nachgab, verlor ihr Aktienpaket über fünf Milliarden Euro an Wert.
Für die Rangliste wurden Aktienvermögen mit den Schlusskursen vom 13. September berechnet.
Die nach den Quandt-Geschwistern größten Verlierer sind Georg (54) und Maria-Elisabeth (78) Schaeffler, Eigentümer des gleichnamigen Wälzlagerherstellers mit Sitz in Herzogenaurach und Großaktionäre beim Hannoveraner Autozulieferer Continental. Beide Unternehmen leiden unter einer schlechten Geschäftsentwicklung und gesunkenen Aktienkursen, so dass das Vermögen von Mutter und Sohn Schaeffler von 17 auf 13,4 Milliarden Euro zurückgegangen ist.
Insgesamt ist die Zeit, in der die Vermögen der reichsten Deutschen scheinbar mühelos wuchsen, vorerst zu Ende. An vielen Weltbörsen steigen die Kurse nicht mehr, Immobilienpreise und Unternehmensbewertungen haben ihre Höhepunkte überschritten.
Nach Schätzungen von manager magazin gibt es 2019 in Deutschland 200 Milliardäre – genauso viele wie 2018. Diese Zahl umfasst Individuen ebenso wie Großfamilien, die ein entsprechendes Vermögen gemeinsam besitzen. In der ersten Liste der reichsten Deutschen im Jahr 2001 waren es 69 Milliardäre, 2010 – nach einem leichten Rückgang durch die Weltfinanzkrise – bereits 102. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Milliardäre in Deutschland mehr als verdoppelt.
Die Top-1001-Liste weist auch aus, welche Hochvermögende ihre Unternehmen oder ihre Anteile daran in Stiftungen eingebracht haben. Unter den Top 10 trifft dies für vier Milliardäre zu. Neben den Albrechts und Dieter Schwarz hat auch die Hamburger Händlerfamilie Otto eine Familienstiftung gegründet, die ihre Unternehmensanteile verwaltet und die Familien mit Ausschüttungen alimentiert.
Anhang: Die zehn reichsten Deutschen 2019
Platz 1: Familie Reimann
Unternehmen: JAB Holding, Luxemburg; Keurig Dr Pepper, Coty, beide USA
Branchen: Getränke, Kosmetik, Tierkliniken
35 Mrd. Euro (Veränderung zum Vorjahr: + 2 Mrd.)
Platz 2: Dieter Schwarz
Lidl, Kaufland, Neckarsulm
Einzelhandel, Immobilien
27,5 Mrd. Euro (+ 2,5 Mrd.)
Platz 3: Susanne Klatten und Stefan Quandt
BMW, München; Altana, Wesel; Delton, Bad Homburg; SGL Carbon, Wiesbaden
Auto, Beteiligungen
Vermögen: 26,5 Mrd. Euro (- 7,5 Mrd.)
Platz 4: Familien Albrecht und Heister
Aldi Süd, Mülheim/Ruhr
Einzelhandel, Immobilien
22,5 Mrd. Euro (+ 0,7 Mrd.)
Platz 5: Familien Theo Albrecht Jr. und Babette Albrecht
Aldi Nord, Essen
Einzelhandel, Immobilien
17 Mrd. Euro (- 0,5 Mrd.)
Platz 6: Familie Heinz Hermann Thiele
Knorr-Bremse, München; Vossloh, Werdohl
Autozulieferer, Bahntechnik
16 Mrd. Euro (+1 Mrd.)
Platz 7: Familie Otto
Otto-Versand, ECE, beide Hamburg;
Paramount, USA; Park Property, Kanada
Versandhandel, Logistik, Immobilien, Beteiligungen
13,5 Mrd. Euro (+/- 0)
Platz 8: Georg und Maria-Elisabeth Schaeffler
Schaeffler Technologies, Herzogenaurach; Continental, Hannover
Autozulieferer, Maschinenbau
13,4 Mrd. Euro (- 3,6 Mrd.)
Platz 9: Familien Porsche und Piëch
Volkswagen, Wolfsburg; Porsche, Stuttgart
Auto, Beteiligungen
12,5 Mrd. Euro (+ 0,5 Mrd.)
Platz 10: Klaus-Michael Kühne
Kühne + Nagel, Schweiz; Hapag-Lloyd, Hamburg
Logistik, Schifffahrt, Hotels
11,5 Mrd. Euro (+ 1 Mrd.)