Durch die Umstellung auf die Elektromobilität sind in Deutschland in einem Extremszenario bis 2030 rund 410.000 Arbeitsplätze gefährdet.
Allein in der Produktion des Antriebsstrangs, also bei Motoren und Getrieben, könnten bis zu 88.000 Stellen wegfallen, heißt es in einem Bericht der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM), über den das "Handelsblatt" berichtet. Die Ergebnisse sollen an diesem Montag vorgestellt werden – zwei Tage vor dem für Mittwoch geplanten Autogipfel.
Die von IG-Metall-Chef Jörg Hofmann geleitete NPM-Arbeitsgruppe 4 verweist in ihrem Bericht auf zwei im Jahr 2018 erschienene Studien der Forschungsinstitute Fraunhofer-IAO und IAB zu Beschäftigungseffekten der E-Mobilität. Diese wurden jeweils um ein Szenario ergänzt, das einen ehrgeizigeren Ausbaupfad der E-Mobilität berücksichtigt.
So sollen laut Klimaschutzprogramm der Bundesregierun g bis 2030 sieben bis zehn Millionen Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen rollen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) wie auch Hofmann warnten aber vor Schwarzmalerei. Das Horrorszenario von 410.000 Jobverlusten basiere auf der Annahme, dass es bis 2030 nur in geringem Umfang E-Autos und Batteriezellen aus heimischer Produktion geben werde, sagte VDA-Geschäftsführer Kurt-Christian Scheel dem "Handelsblatt".
Dies sei ein "unrealistisches Extremszenario, das so nicht eintreten wird". Klar sei aber, dass der Strukturwandel Autohersteller und Zulieferer vor große Herausforderungen stelle, sagte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) dem "Handelsblatt": "Dabei geht es vor allem um das Thema Qualifizierung, damit die Beschäftigten von heute die Chance haben, auch die Arbeit von morgen erledigen zu können."
Die NPM fordert von Unternehmen und Politik unter anderem eine strategische Personalplanung, einen Ausbau des Qualifizierungschancengesetzes und eine stärkere Verknüpfung von Kurzarbeit mit Weiterbildung.
Alice Weidel: Deutschlands industrieller Kern schmilzt dahin
„Deutschlands industrieller Kern schmilzt dahin. Der geplante neuerliche Stellenabbau bei Opel ist ein Alarmsignal. Durch den Verkauf an den französischen Konzern PSA steht der kriselnde Autobauer ohnehin unter starkem Druck. Der politisch gewollte Kampf gegen Diesel- und Verbrennungsmotoren, der willkürliche Grenzwertewahn und die von Brüssel und Berlin verordnete E-Auto-Planwirtschaft treffen die deutsche Automobilindustrie gerade dort, wo sie ihre Stärken hat, nämlich in der Antriebstechnik, Forschung und Entwicklung.
Für die übrigen Hersteller ist es kein Anlass zur Entwarnung, dass sie vorläufig noch gute Absatzzahlen vorweisen können. Die Schwächsten trifft es nur zuerst. Der Binnenmarkt leidet unter absurden politischen Vorgaben und autofeindlichen Kampagnen. Wir müssen endlich aufhören, dem Herzstück unserer produktiven Industrie im ‚Klimaschutz‘-Wahn laufend weitere Mühlsteine um den Hals zu hängen.“
Foto: E-Auto-Ladestation, über dts Nachrichtenagentur