Die US-Notenbank hat ihre im Rahmen der Repo-Krise eingeführten Maßnahmen, welche eigentlich Ende Januar auslaufen sollten, verlängert. Während in den Medien der Coronavirus als marktbeherrschendes Thema dominiert, dürften die Entscheidungen der FED einen wesentlich größeren Einfluss auf die Stabilität der Märkte haben.
von Sascha Opel
Die US-Notenbank hat ihre im Rahmen der Repo-Krise eingeführten Maßnahmen, welche eigentlich Ende Januar auslaufen sollten, verlängert. Während in den Medien der Coronavirus als marktbeherrschendes Thema dominiert, dürften die Entscheidungen der FED einen wesentlich größeren Einfluss auf die Stabilität der Märkte haben.
Konkret hat das Open Market Desk der FED New York das Programm von Übernacht-Repos, das Ende Januar auslaufen sollte, kurzerhand bis April verlängert. Zudem sollen bis ins zweite Quartal Treasury Bills im Sekundärmarkt gekauft werden. Ziel ist eine Kontrolle der kurzfristigen Geldmarktzinsen, sowie eine ausreichende Versorgung des Geldmarktes mit Liquidität für Banken oder Hedge Funds.
Durch die Repo-Krise Mitte September und die ergriffenen Maßnahmen (Aufkäufe von Anleihen; Gelddrucken) ist die Bilanz der FED wieder stark von 3,8 auf über 4,1 Billionen USD angestiegen. Damit liegt diese aber noch unter den Spitzenwerten von 4,5 Billionen USD aus 2015/2017.
Nun könnte man diese Maßnahmen durchaus bereits als QE4 bezeichnen, aber FED-Chef Powell behauptet öffentlich, dass es „keine Änderung der FED-Geldpolitik“ gegeben habe. Es solle lediglich „sichergestellt werden“, dass die wichtigsten Marktzinsen sich im gewünschten Rahmen bewegen – „ohne Beeinflussung von Marktwerten“.
Das Ganze klingt geradezu zynisch in unseren Ohren. Denn es ist ja wohl inzwischen erwiesen, dass hohe Liquiditätsspritzen und Gelddruckmaßnahmen vor allem Marktwerte von Aktien, Immobilien und anderen Assets nach oben treiben. Aber es gibt in der FED auch kritische Stimmen, wie die von Robert Kaplan (FED Dallas), der in einem Interview sagte, dass jede Form von quantitativer Lockerung die Bewertung von Risikoanlagen wie Aktien und Anleihen beeinflusse.
Für uns ist völlig klar: Wenn die Notenbanken dem System Geld zuführen, ist es völlig egal, was Sie damit genau kaufen und wie man das Ganze nach außen verpackt. Die Preise steigen.
Die FED signalisiert zudem mit ihrem anhaltenden Eingreifen in die Märkte, dass sie größere Marktschwankungen, oder gar einen Crash, nicht duldet. Es gehört inzwischen fast schon zur Marktmythologie, dass die Aktienkurse in den USA gar nicht mehr einbrechen können, weil der „FED-Put“ notfalls greifen wird. Die FED wird „finanzielle Unfälle“ verhindern.
Daran glauben an der Wall Street und weltweit immer mehr Anleger. Es stellt sich die Frage, ob die FED jemals wieder aus dieser Nummer rauskommt!
Unter den genannten Voraussetzungen erinnert man sich unweigerlich an die Titanic. Die Musik spielt weiter, obwohl das Schiff schon sinkt und nicht genug Rettungsboote vorhanden sind.
Das unendliche Vertrauen der Passagiere, dass das Schiff „unsinkbar“ ist, war damals ein fataler Fehler. Wer 2020 kein Rettungsboot in Form von Gold außerhalb des Bankensystems besitzt, der kann vielleicht noch eine ganze Weile auf sein Glück im Windschatten der FED vertrauen, Aktien „long only“ spielen und jeden Rücksetzer der „stabilen Big-5 Trendaktien“ aus dem Techsektor blind zu kaufen.
Es ist doch wahrlich die beste aller Welten! Oder ist es am Ende nur eine Scheinwelt?