WHO: Bislang unbekannter Bakterien-Stamm löst EHEC-Erkrankungen aus. Das neue Bakterium weise laut WHO zwar die gleichen Oberflächenmerkmale wie der Erreger O104:H4 auf. Allerdings habe es auch Gene eines anderen E.-coli-Stamms erworben. Diese Mutation könne die besondere Aggressivität erklären.
Ein bislang unbekannter Bakterien-Stamm ist offenbar für die derzeit grassierende EHEC-Epidemie verantwortlich. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag mitteilte, hätten genetische Untersuchungen ergeben, dass der Stamm eine mutierte Form aus zwei E.-coli-Bakterien ist.
Ein solche Form sei noch nie bei Patienten isoliert worden. Das neue Bakterium weise laut WHO zwar die gleichen Oberflächenmerkmale wie der Erreger O104:H4 auf. Allerdings habe es auch Gene eines anderen E.-coli-Stamms erworben. Diese Mutation könne die besondere Aggressivität erklären.
Unterdessen ist in Hamburg ein weiterer Mensch an den Folgen einer EHEC-Infektion gestorben. Wie Rolf Stahl, Ärztlicher Leiter der 3. Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), mitteilte, starb die ältere Patientin in der Nacht zum Donnerstag. Die Zahl der Toten in Deutschland steigt damit auf 17.
Die russischen Behörden haben inzwischen aufgrund der derzeit grassierenden EHEC-Infektionen ein Importverbot für Gemüse aus allen EU-Ländern verhängt. Das EHEC-Bakterium kann das Hämolytisch-Urämische-Syndrom (HUS) auslösen. Zu den Symptomen der Krankheit gehören wässriger oder blutiger Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Bei einem besonders schweren Krankheitsverlauf droht Nierenversagen.
Gelungen war die Identifizierung des neuen Bakterienstammes Wissenschaftlern aus Deutschland und China. "Es handelt sich um einen besonderen Typ eines Ehec-Erregers", sagte Bakteriologe Holger Rohde vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) am Donnerstag.
Die Forscher hätten in dem Erbgut des Keims Anteile zweier ganz unterschiedlicher Bakterienstämmen gefunden. "Dieser Stamm ist nur ein ganz entfernter Verwandter der üblichen Ehec-Bakterien", ergänzte Rohde. In dem untersuchten Genom seien Teile des klassischen Erregers sowie von einem weiter entfernten Erreger gefunden worden. Die an der Sequenzierung beteiligten chinesischen Forscher benannten dieses andere Bakterium als einen Stamm, den man von Ausbrüchen in Afrika her kenne.
Bei der Suche nach der Quelle des neuen Bakterienstammes tappen die Experten nach wie vor im Dunklen. Die EU-Kommission hob die Warnung vor spanischen Gurken, die als Überträger in Verdacht geraten waren, wieder auf.