Großmann kehrt nach RWE-Abschied ins Private zurück. Chef des DAX-Konzerns will ab Sommer wieder als Unternehmer arbeiten. Werbung für Pipeline Nabucco.
Einer der prominentesten deutschen Top-Manager will sich noch in diesem Jahr weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückziehen. „Ich will hart daran arbeiten, wieder eine Privatperson zu werden“, sagte Jürgen Großmann, seit 2007 Vorstandschef des Energiekonzerns RWE, der Financial Times Deutschland (Dienstagsausgabe). Der 59-Jährige gibt am 1. Juli seinen Posten an Peter Terium ab.
Zuletzt galt es als denkbar, dass Großmann in den Aufsichtsrat des Konzerns mit einem Jahresumsatz von zuletzt rund 53 Mrd. Euro wechselt, was für Ex-Vorstandschefs zwar aktienrechtlich schwierig, aber möglich ist. Großmann sagte, er strebe das nicht an, ebenso wenig wie Mandate in anderen Kontrollgremien: „Das ist für mich kein Thema. Ich bin auch so gut ausgelastet“, sagte er. Der Multimillionär ist Eigentümer des Stahlherstellers Georgsmarienhütte und will zudem den Dortmunder Gebäudedienstleister RGM, der ihm zu 90 Prozent gehört und zuletzt rund 130 Mio. Euro umsetzte, internationalisieren. „Ich baue gerade ein neues Unternehmen auf. Das macht eine Menge Spaß“, sagte er.
Großmann verwies mehrfach darauf, dass er maßgebliche Entscheidungen seinem Nachfolger überlassen wolle, bei einigen Themen aber Kontinuität erwarte. So traf sich der RWE-Chef auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos mit dem Präsidenten Aserbaidschans, um über Gaslieferverträge und die geplante Pipeline Nabucco zu verhandeln – die für Europas Versorgungssicherheit entscheidend sein könnten. Zuletzt waren Zweifel aufgekommen, ob RWE weiter den Bau von Nabucco verfolge oder auf andere Pipeline-Pläne setzt. „Die Zusammenarbeit mit Aserbaidschan entwickelt sich positiv. Es wird früher oder später eine Entscheidung geben, wie kaspisches Gas nach Westeuropa kommt. Dabei setzen wir weiter auf Nabucco. Da kommt es auf ein paar Wochen nicht an“, sagte Großmann.