Internationale Konzerne könnten weltweit Regierungen auf Schadensersatz verklagen, wenn deren Anti-Corona-Maßnahmen ihnen Verluste bescheren. Das geht aus einer Studie der lobbykritischen Nichtregierungsorganisation "Corporate Europe Observatory" hervor, über welche die "Süddeutsche Zeitung" (Dienstagsausgabe) berichtet. Demnach bereiten zahlreiche Anwaltsfirmen gerade den Boden für Klagen aufgrund tausender Investitionsabkommen, die Staaten abgeschlossen haben.
Die Schadensersatzansprüche könnten sich vor allem auf Verluste aus wirtschaftlichen Corona-Maßnahmen richten. Zum Beispiel verbot die spanische Regierung Energiefirmen, Kunden Strom und Wasser abzudrehen, die wegen der Krise ihre Rechnung nicht zahlen können. Spanien und Irland übernahmen temporär die Kontrolle über private Kliniken, um dort Corona-Patienten unterzubringen. Deutschland und Kanada ermöglichen Firmen, in der Pandemie benötigte Medizinprodukte herzustellen, obwohl dafür eine andere Firma das Patent hält. In den USA und Spanien dürfen zur Not Produktionsanlagen beschlagnahmt werden, um dort medizinische Geräte herzustellen. Der Schutz von Investitionsabkommen war schon Streitthema beim geplanten TTIP-Handelsvertrag von EU und USA. Konzernklagen sind umstritten seit etwa der Stromkonzern Vattenfall Deutschland nach dem Atomausstieg auf fast fünf Milliarden Euro Schadensersatz verklagte und der Tabakkonzern Philip Morris Australien verklagte, weil es Tabakwerbung verbot.
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