
Gleichzeitig müssten Möglichkeiten für psychiatrische Einrichtungen und Kompetenzen der Justiz erweitert werden.
Mit Blick auf den Fall Mannheim geht Bannenberg - wie die ermittelnden Behörden - derzeit von einer Amokfahrt aus. "Es deutet insgesamt vieles auf eine klassische Amoktat hin", sagte sie. Der Fahrer weise vermutlich eine schwere psychische Erkrankung auf, was für solche Täter typisch sei. Gleichzeitig sei es "nicht ungewöhnlich", wenn extremistische Motive eine zusätzliche Rolle spielten. "Das eine schließt das andere nicht aus."
Bannenberg bezeichnet die mutmaßliche Amokfahrt als Fortsetzung einer Serie ähnlicher Taten, die jeweils von einzelnen Personen verübt worden waren. Sie nannte das Messerattentat von Mannheim im Mai 2024, das Messerattentat von Solingen sowie die Anschläge in Magdeburg, Aschaffenburg und München.
Dabei warnte sie davor, dass Berichterstattung über die Taten "Nachahmungseffekte provoziert". Letztlich spielt es laut Bannenberg "keine Rolle, ob ein Amoktäter, der eine Mehrfachtötung ohne ideologische Motivation ausübt, von der Tat eines Islamisten oder eines anderen Extremisten getriggert wird, oder umgekehrt. Er wird allein durch die Berichterstattung schon animiert."
Gleichzeitig müssten Medien berichten, weil die ein großes öffentliches Interesse nach sich ziehen. "Dieses Spannungsfeld lässt sich nicht auflösen", sagte sie. "Das Perfide ist, dass Täter auf eine hohe Öffentlichkeitswirkung abzielen."
Britta Bannenberg lehrt an der Universität Gießen und forscht unter anderem zu Amok, Terror und Kriminalprävention. Sie gilt als eine der führenden Forscherinnen auf diesen Gebieten.
Am 3. März war ein Mann mit einem Auto durch die Fußgängerzone in Mannheim gerast und hatte dabei gezielt Menschen erfasst. Zwei Passanten wurden getötet, 14 weitere teilweise schwer verletzt.
Der festgenommene Verdächtige war in den vergangenen Jahren in psychiatrischer Behandlung und soll vor seiner Festnahme Polizisten gebeten haben, ihn zu erschießen. Außerdem schoss er sich mit einer mitgeführten Schreckschusswaffe in den Mund. Der 40-jährige Deutsche soll Kontakte ins rechtsextreme Milieu gehabt haben. Er hat sich bislang noch nicht zu den Vorwürfen und zur Tat geäußert, erklärte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Donnerstag der Zeitung.
Foto: Polizei (Archiv), über dts Nachrichtenagentur