Anita Posch, Krypto-Expertin und Buchautorin, spricht in einem exklusiven Interview über den Nutzen von Bitcoin als Zahlungsmittel und Investition, die Zukunft der Kryptowährungen und mögliche Chancen in Afrika.
Hallo Frau Posch, Tokens wie Bitcoin werden sowohl als Kryptogeld, Währungen als auch als Investments bezeichnet. Was genau sind sie nun?
(Lacht) Eigentlich sind sie alles. Das ist ja das Verwirrende an Bitcoin für viele – dass er so vieles gleichzeitig sein kann. Es ist natürlich in unseren Breitengraden noch mehr ein Spekulationsobjekt, also wird es wie digitales Gold gesehen. Mehr und mehr Leute entdecken, dass man sich so vielleicht auch absichern kann, gerade jetzt in der Krise. Es ist aber genauso gut Geld, das man zwischen einzelnen Personen oder Firmen ohne Intermediäre austauschen kann.
Warum haben Sie sich auf Bitcoin spezialisiert?
Es ist die am längsten laufende Kryptowährung und sie wurde noch nie gehackt, was man von anderen nicht behaupten kann. Weil es auch niemanden und keine Firma gibt, die dahintersteht. Es ist als Graswurzelbewegung aus der Bevölkerung entstanden. Aus dem Willen, ein Geldmittel zu haben, das eine Alternative zu den Finanzmärkten und das Zentralbank-System bietet. Ich glaube, dass diese Alternative heute mehr denn je notwendig ist.
Vor einigen Jahren wurde Bitcoin sehr gehyped. Große Hoffnungen wurden in die Kryptowährung gesteckt. Ging es letzten Endes aber nicht vor allem um das schnelle Geld?
Ja. Also im deutschen Raum und auch international war vor allem ein Hype in diese Richtung zu beobachten. Da haben viele Leute Geld verloren. Ich weiß aus Afrika zum Beispiel, dass die Leute kein Vertrauen in Kryptowährungen haben, weil es so viele Scams gegeben hat. Dort ist eben sehr viel Ausbildung und Wissensenverbreitung notwendig. Bitcoin ist nichts, wenn du schnell Geld verdienen willst, sondern etwas Langfristiges. Am besten ist es, wenn man auch hinter der Idee steht.
Lohnt sich die Investition in Bitcoins trotzdem?
Langfristig gesehen wird Bitcoin ein hartes Geld werden. Dass es bald wie unser Bargeld sein kann, ist für mich das Wesentliche an Bitcoin.
Welche Rolle übernehmen Kryptowährungen derzeit im Zahlungsverkehr?
Mittlerweile gibt es schon viele Leute, die der Bitcoin als Thema zwar nicht zwingend interessiert, die ihn aber dazu verwenden, internationale Zahlungen zu tätigen, da so die Transaktionskosten weit geringer sind. Wenn ich Transaktionen, die in Euro Milliarden- oder Millionenbeträge sind, für fünf Euro von Europa nach Asien senden kann, dann werde ich das dazu nutzen. Als Privatperson sieht man noch nicht so viele Händler die Bitcoin annehmen, doch es werden mehr.
Spielen Bitcoin in Afrika eine besonders starke Rolle?
Ja, er ist extrem wichtig für Leute dort! Einerseits haben sie dort kaum etwas, werden ausgebeutet und müssen durch Kapitalverkehrskontrollen bei der Zentralbank um Erlaubnis bitten, ob sie etwas importieren oder Zahlungen ins Ausland senden dürfen. Das ist wahnsinnig kompliziert, kostet viel Geld, behindert natürlich alle total und das gesamte Wirtschaftssystem leidet. Ein nigerianischer Bitcoin-Core-Entwickler hat mir erzählt, dass afrikanische Währungen im Durchschnitt innerhalb von fünf Jahren 50 % ihres Werts verlieren. Natürlich wollen die Währungen haben, in denen der Wert gesichert ist. Wenn meine Landeswährung so viel verliert, dann bin ich froh um Bitcoin.