Die Cyber-Angriffe auf Unternehmen haben im Zuge der Covid-19-Pandemie und der Umstellung auf Home Office massiv zugenommen. Das geht aus dem Halbjahrreport des europäischen IT-Sicherheitsanbieters "Link11" hervor, über den die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben) vorab berichten. Angestiegen sind vor allem die so genannten DDoS-Attacken.
Sie zielen darauf ab, ein Unternehmen mit Daten mutwillig zu überlasten und elektronisch lahmzulegen. Die Zahl dieser Angriffe ist gegenüber dem Vorjahr im April um 85 Prozent, im Mai um 108 Prozent und im Juni um 97 Prozent gestiegen. Damit verfestigt sich ein Trend, der sich bereits zum Ausbruch der Pandemie im Quartal abgezeichnet hatte. Im Report ist von einer "Renaissance der DDoS-Angriffe" während der Covid-19-Pandemie die Rede. "In Zeiten, in denen die Datenlast ohnehin schon groß ist, reichen bereits kleinste Angriffe, um Unternehmen und ihre Home-Office-Pläne auszuschalten", warnt Link11. Im Ausblick auf die Bedrohungslage im zweiten Halbjahr heißt es, "das Home Office wird für viele Unternehmen weiterhin ein großes Sicherheitsrisiko darstellen." Die Hacker sind rund um die Uhr aktiv, vor allem zu Randzeiten und am Wochenende. Die niedrigste Zahl der Attacken registrierte "Link11" mit 18 am 19. Februar und die maximale Anzahl am 7. Juni mit 238 Angriffen. "Es gibt einen ganz eindeutigen Trend: Die durchschnittliche Angriffsgröße steigt", sagte Link11-Geschäftsführer Marc Wilczek den Funke-Zeitungen. Er glaubt, dass die "Angriffe überproportional" wachsen werden und dass zu viele Unternehmen das "gnadenlos unterschätzen". Sie seien in der derzeitigen Pandemie "verwundbarer, absolut", warnte Wilczek. Zwei der häufigsten Ziele sind die VPN-Server, die den Zugang zum IT-System eines Unternehmens regeln, sowie Datenclouds. Der längste von "Link11" abgewehrte DDoS-Angriff zog sich 23 Stunden lang hin, der massivste hatte ein Datenvolumen von 406 Gigabit. Das ist ein Vielfaches der Daten-Außenanbindung der meisten Unternehmen. Hacker manipulieren die Clouds, in denen Unternehmen ihre Daten speichern, um sie für Angriffe zu nutzen. Am Monatsende erlebten die Unternehmen mit der Abrechnung eine "böse Überraschung", heißt es im Report. "Für DDoS-Angreifer ist der Missbrauch von Cloud-Diensten in den vergangenen Jahren Normalität geworden. Der Anteil von DDoS-Attacken, ausgeführt über Cloud-Server, lag im ersten Halbjahr durchschnittlich bei 47 Prozent", so Link11. Der Report soll am Donnerstag offiziell vorgestellt werden.
Foto: Computer-Nutzer, über dts Nachrichtenagentur