Die Debatte rund um die Rolle von Bitcoin & Co. bei der Terrorismusfinanzierung ist neu entfacht. Die ZEIT titelte unlängst sogar mit einem Interview-Auszug: "Wer Kryptowährungen toleriert, nimmt Terroranschläge in Kauf".
Das Informationsportal Block-Builders hat nun eine Infografik zu dem Thema veröffentlicht.
Noch im Jahr 2019 kam nicht zuletzt das deutsche Finanzministerium zu einer eindeutigen Positionierung: "Das Risiko der Nutzung von Kryptowerten für die Terrorismusfinanzierung wird derzeit als niedrig eingestuft", wie es seinerzeit in der Nationalen Risikoanalyse hieß. Allerdings gab die Behörde damals auch zu Bedenken, dass eine Steigerung des Risikopotentials in den kommenden Jahren nicht auszuschließen sei.
Und in der Tat, geht es nach einer Schätzung der Vereinten Nationen, dann entfällt etwa 20 Prozent der weltweiten Terrorfinanzierung auf Kryptowährungen. Aus gegebenem Anlass ist vor allem die Terrorgruppe Hamas auf dem Prüfstand. Das US-Magazin Forbes sprach davon, dass jene einen Jahresumsatz von bis zu einer Milliarde US-Dollar aufweist, das US-Finanzministerium wiederum sprach im Mai 2023 von einem Besitz der Hamas von mindestens 500 Millionen Euro. Experten sind sich zwar einig darin, dass Kryptowährungen nicht die größte Finanzierungsquelle für die Hamas sind, dass sie allerdings dennoch von Relevanz sein könnten. So forderten Hamas-Vertreter bereits öfters Anhänger dazu auf, Geld via Bitcoin zu spenden.
Einerseits. Andererseits kündigte der militärische Arm der Hamas, die Kassam-Brigaden, bereits in diesem Frühjahr an, keine Bitcoin-Spenden mehr anzunehmen. Die Begründung: es sei einfacher geworden, Kryptotransaktionen zu verfolgen oder zu unterbinden. Die Tatsache, dass Israel nun veranlasst hat, mehrere mit der Hamas in Verbindung stehende Konten einzufrieren, scheint diese Annahme zu bestätigen. Oder, um es mit den Worten von Andrew Fierman von Chainalysis zu sagen: "Die unveränderliche, transparente Natur der Blockchain gibt den Behörden die Möglichkeit, Vermögenswerte, die zur Finanzierung terroristischer Aktivitäten verwendet werden könnten, zu verfolgen, zu unterbrechen, einzufrieren und zu beschlagnahmen".
Ein Blick auf die Datenlage verdeutlicht, dass illegale Transaktionen mit Digitalwährungen zumindest relativ gesehen abnehmen. So lag der Anteil illegaler Vermögenswerte bei Kryptotransaktionen auf großen Börsen im Jahr 2019 noch bei 1,8 Prozent, wohingegen der Wert auf nunmehr 0,32 Prozent gesunken ist. Es handelt sich um den niedrigsten Anteil seit mindestens 5 Jahren.
Bei der Diskussion rund um die Rolle von Kryptowährungen gilt es indes, sich auch vor Augen zu führen, dass nicht nur die Gegenseite von Spenden zu profitieren scheint. Unter dem Namen "Crypto Aid Israel" beispielsweise sammelt eine Organisation bestehend aus 12 israelischen Kryptounternehmen Spenden in Kryptowährungen, die Gelder wiederum sollen an Israelis verteilt werden, die von der Gewalt der Hamas betroffen sind oder vertrieben wurden.
Wie die Infografik aufzeigt, entbrannten ähnliche Diskussionen auch nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Innerhalb von einigen Monaten konnte Russland umgerechnet 4,8 Millionen US-Dollar via Krypto-Spende für sich verbuchen. Die Ukraine erhielt mit umgerechnet 212 Millionen US-Dollar allerdings deutlich mehr.
Bleibt festzuhalten, dass Terrorgruppen in der Vergangenheit durchaus von Transaktionen via Kryptowährung profitiert haben - selbiges lässt sich jedoch auch über Bargeld oder das Bankensystem behaupten. Krypto-Transaktionen mögen Anonymität versprechen, geben Strafverfolgungsbehörden allerdings in Wahrheit auch die Möglichkeit, Täter zu entlarven und Gelder zu beschlagnahmen.