Der Kryptomarkt ist seit seiner Geburt von Hacks, Diebstählen und Verlustgeschichten geprägt. In jungen Jahren war das einer klapprigen Infrastruktur geschuldet, denn es gab nur wenige Börsen und diese mussten sich mit vergleichsweise knappen Mitteln vor Angriffen schützen.
Man könnte meinen, dass diese Problematik der Vergangenheit angehört, aber dem ist nicht so.
Gestern wurde die indische Börse WazirX gehackt und verlor in erster Linie ERC-20-Token aus einer sogenannten Multi-Signatur-Wallet. Im Klartext bedeutet das, dass ein Angreifer durch eine Schwachstelle Kryptowährungen schlicht und ergreifend abheben konnte. Der Schaden: 230 Millionen US-Dollar, was Schätzungen zufolge 45 Prozent der Einlagen von WazirX ausmachten. Diese Einschätzung basiert auf vergangenen Aussagen der Börse, die sich nach dem FTX-Skandal dazu angehalten sah, ihr Vermögen in freiwilligen Transparenzberichten offenzulegen.
Ob die Kunden der Börse ihr Geld oder die Token jemals wiedersehen werden, steht in den Sternen. Was jedoch klar zu erkennen ist, ist das Verhalten von Kriminellen und daraus lassen sich konkrete Schutzmaßnahmen ableiten.
Was macht ein Hacker mit 230 Millionen US-Dollar?
Die Blockchain-Technologie von Bitcoin und Ethereum macht es möglich sämtliche Transaktionen auszuwerten. Daher kann jedermann sehen, wohin der Täter die gestohlenen Kryptowährungen überweist. Entkommen können Hacker aber trotzdem, weil es im Internet Dienstleister gibt, die sich auf die Verschleierung von Transaktionen spezialisiert haben. Prominent sind die Bitcoin-Mixer, die einen Pool aus den Bitcoin bilden, sie „vermischen“ und dann an den eigentlichen Empfänger verschicken.
Wer eingezahlt hat und wer die Auszahlung empfängt weiß am Ende nur der Betreiber. Die direkte Verbindung zwischen Sender und Empfänger wird also gekappt. Die Spur verzweigt sich und Ermittlungen werden erheblich erschwert. Weil die gestohlenen Token von WazirX allesamt auf der Ethereum-Blockchain liegen, nutzt der Hacker Tornado Cash. Dabei handelt es sich um ein Protokoll, was den gleichen Zweck erfüllt, allerdings nicht von einem einzelnen Anbieter betrieben wird. Stattdessen handelt es sich um einen Smart-Contract, also ein Programm, was autark und dezentral auf Ethereum läuft.
Angesichts der Optionen für Hacker mit der Beute davonzukommen, ist also deutlich zu erkennen, dass Kriminelle auch in Zukunft Kryptowährungen stehlen werden. Anleger, die traditionelle Bitcoin-Börsen nutzen, müssen daher für ihren Schutz am besten selbst sorgen.
Ausweichen auf ETPs und ETFs
Eine Möglichkeit besteht darin, die Kategorie Krypto-Börse zu meiden. Stattdessen kann man über sein Aktiendepot bei der Hausbank oder beim Broker in Finanzprodukte investieren, welche die Wertentwicklung von Kryptowährungen abdecken.
In Deutschland gibt es eine ganze Reihe von ETPs, die ein Investment in Bitcoin und Ethereum ermöglichen. Darunter etwa den VanEck Bitcoin ETN (WKN: A28M8D0), den 21Shares Bitcoin ETP (WKN: A2T68Z), den ETC Group Physical Bitcoin (WKN: A27Z30) oder den 21Shares Ethereum ETP (WKN: A2T68Z), um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Die meisten dieser Produkte sind physisch besichert und die Kosten liegen irgendwo zwischen 0,95 % und 2,5 %.
Wer diese Option wählt, dem droht nicht das gleiche Risiko durch Hacker und er genießt den Anlegerschutz im gesetzlichen Rahmen. Verlustrisiken sind selbstverständlich nicht ausgeschlossen, aber es wird zumindest keinen Hacker geben, der durch die digitale Hintertür die Anteile raubt. Nachteilig ist hingegen die geringere Auswahl an Kryptos und die Tatsache, dass die ETPs eben keine ETFs sind. Diese bleiben bislang als Spot-ETFs dem US-amerikanischen Markt vorbehalten. Noch wichtiger ist jedoch, dass diese Anlageform nur eine begrenzte Auswahl an Krypto-Assets zulässt. Wer nämlich mit vollem Risiko am Kryptomarkt zocken will, der wird enttäuscht. Zu guter Letzt fehlt auch die Partizipation am revolutionären Potenzial von Kryptowährungen.
Ob es vorhanden ist oder nicht, ist Gegenstand diverser Diskussionen, auf die wir an dieser Stelle nicht eingehen wollen. Fakt ist: Wenn es so etwas wie eine große Revolution des Geldes gibt, dann kann man mit einem ETP nicht daran teilnehmen.
Stichwort Selbstverwahrung
Wer also nicht darauf verzichten kann Bitcoin und Co. direkt am Spotmarkt zu erwerben, der muss das Money Management des Kryptomarktes kennen und mögen. Es empfiehlt sich die Coins im eigenen Wallet zu verwahren, was jedoch Kenntnis über die Software erfordert. Die meisten Wallets machen es den Anwendern einfach, indem sie einen sogenannten Seed zur Grundlage der Krypto-Verwahrung machen.
Dabei handelt es sich um 12 bis 24 zufällig erstellte Wörter aus einer vorgegebenen Wortliste. Dieser Seed ist das für Menschen leicht lesbare Geheimnis, um den Zugang zu den Kryptowährungen mit einer anderen Software oder einem anderen Gerät wiederherzustellen.
Hacker haben es primär auf Börsen abgesehen, weshalb man mit dieser Methode seinen digitalen Schatz in Sicherheit bringen kann. Dennoch sollte man wachsam bleiben, denn niemand darf Zugriff auf den Seed bekommen. Zudem sollte man dafür sorgen, dass man nicht einer Phishing-Kampagne zum Opfer fällt und seinen Seed gar auf einer Webseite eingibt. Stattdessen sollte man auf Stift und Papier setzen und den Seed nicht digital speichern. Die Selbstverwahrung ist also nicht risikolos, weil man sich vor Betrug schützen muss. Aber man entgeht dem Problem von Insolvenzen, wie bei FTX oder Hacking wie im Fall von WazirX. Angesichts der Zahl der Pleiten sollten Anleger auf Bitcoin-Börsen nur die Mittel verwahren, auf die sie absolut verzichten können.