Angesichts des radikalen Kurswechsels hat sich der Krupp-Nachfahre Friedrich von Bohlen und Halbach besorgt über die Zukunft des Essener Traditionskonzerns geäußert. "Das Unternehmen erscheint orientierungslos", sagte der Enkel der einstigen Firmeneigentümerin Bertha Krupp der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Wesentliche Akteure wirkten getrieben.
Das Hin und Her der Aussagen sei "atemberaubend". Vor wenigen Tagen hatte Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff nach dem Scheitern der geplanten europäischen Stahlfusion auch die angestrebte Zweiteilung von Thyssenkrupp in einen Industrie- und einen Werkstoffkonzern begraben. Es entstehe der "Eindruck von Aktionismus", sagte Friedrich von Bohlen und Halbach, der Mitglied im Familienrat der rund 85 Krupp-Nachfahren ist.
"Vor wenigen Tagen sollte der Stahl noch ausgegliedert werden, jetzt steht er im Mittelpunkt. Die Aufzugsparte galt als Pfeiler der Zweiteilung, nun wird offen über Details eines Verkaufs gesprochen. Kurzum: Innerhalb weniger Stunden wurde die sogenannte Strategie des Konzerns atomisiert." Das ganze letzte Jahr sei ein verlorenes Jahr gewesen, sagte der Krupp-Nachfahre weiter.
"Die Firma steht wieder da, wo sie damals stand. In der heutigen, schnelllebigen Zeit ist das gefährlich. Und das Unternehmen ist in einer finanziell schwierigen Situation." Umso wichtiger sei es, dass Thyssenkrupp nun in die Offensive komme. "Es ist keine Strategie, 6.000 Stellen zu streichen und die Aufzugsparte zu Geld zu machen. Es stellt sich immer wieder dieselbe Frage: Wofür steht Thyssenkrupp heute und in Zukunft?"
Foto: Thyssenkrupp, über dts Nachrichtenagentur