Bayer-Chef Werner Baumann im mm-Gespräch über den Einstieg von Elliott und Versäumnisse bei der Monsanto-Übernahme
Bayer-Vorstandsvorsitzender Werner Baumann hat sich positiv zum bisherigen Auftritt des Finanzinvestors Elliott bei Bayer geäußert, aber zugleich geforderte Änderungen an der Strategie ausgeschlossen.
„Wir freuen uns, wenn Investoren ihre Zustimmung zum Ausdruck bringen“, sagt Baumann im Interview mit dem manager magazin (Erscheinungstag: 19. Juli). Der aktivistische Aktionär hatte die jüngsten Maßnahmen des Unternehmens zur juristischen Aufarbeitung der Glyphosat-Klagen begrüßt. Der Aufsichtsrat will einen Sonderausschuss einrichten, der sich mit den Glyphosat-Verfahren beschäftigt. Zudem wurde der US-Produkthaftungsanwalt John Beisner beauftragt, die Kontrolleure zu unterstützen.
In einem öffentlichen Schreiben hat Elliott von der Bayer-Führung gleichzeitig mehr Aufgeschlossenheit für neue Ideen gefordert. Auf die Frage, ob Baumann nicht die Strategie überdenken müsse, wenn sie nicht funktioniere, sagt der Bayer-Chef: „Wir sind davon überzeugt, dass unsere Strategie funktioniert.“ Im Übrigen werde sie „fortlaufend evaluiert“.
Juristisch verfolgt Bayer bei den Glyphosat-Klagen eine Doppelstrategie. Zum einen werde man sich „konstruktiv und engagiert“ an dem Mediationsprozess beteiligen, sich andererseits „in allen bestehenden Verfahren weiter entschieden verteidigen“, so Baumann. Bisher hat Bayer drei erstinstanzliche Schadensersatzurteile in den USA verloren.
Die Kritik, Bayer habe den Kauf von Monsanto unzureichend geprüft, weist Baumann zurück. Bayer habe die Risiken „sorgfältig überprüft und bewertet“. Gleichzeitig habe man auch mit der Rechtsabteilung von Monsanto „sehr offen und konstruktiv“ über die Risiken von Glyphosat und die damalige Verteidigungsstrategie diskutiert. „Es wurde uns nichts vorenthalten oder anders dargestellt, als es den Tatsachen entsprach.“ Baumann schloss Schadensersatzklagen gegen den früheren Monsanto-Vorstand aus.
Bayer habe dem Produkthaftungskomplex „ein geringeres Risiko zugeordnet“. Er selbst frage sich natürlich: „Haben wir irgendetwas übersehen? Hätten wir noch mehr externen Rat einholen sollen, um die Lage besser bewerten zu können?“ Auf Basis dessen, was man damals wusste und wissen konnte, so Baumann, „wären wir nicht zu einem anderen Ergebnis gekommen“.
„Ganz persönlich gesprochen“, so Baumann, könnte er bei Bayer auch nicht weiterarbeiten, „wenn in meiner Verantwortung ein echter Stockfehler begangen worden wäre“.