Jan Hatzius, Chefökonom der US-Investmentbank Goldman Sachs, hält die US-Wirtschaft trotz des anhaltenden Handelsstreits mit China für robust. "Die Inflation ist unter Kontrolle, das Risiko einer aggressiven geldpolitischen Verschärfung ist gering und die Verschuldung im privaten Sektor ist moderat", sagte er dem "Handelsblatt". Damit seien die wirtschaftlichen Ungleichgewichte, die in der Vergangenheit oft zu Rezessionen geführt haben, derzeit kaum sichtbar.
Er erwartet weder in diesem noch im kommenden Jahr eine Rezession. Die geplante Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve hält er dagegen für verfrüht. "Meiner Meinung nach hätten die Notenbanker auch noch ein paar Datenpunkte abwarten und dann später entscheiden können", sagte Hatzius. "Ich sehe nicht, was man aufgegeben hätte, wenn die Fed-Sitzung Mitte Juni etwas neutraler gewesen wäre." Die US-Wirtschaft befindet sich im längsten Aufschwung aller Zeiten.
Dennoch hatte die Fed bereits im Juni signalisiert, dass sie bei ihrer Sitzung in der kommenden Woche zum ersten Mal seit der Finanzkrise die Zinsen senken könnte. Dass die Notenbank mit einer Zinssenkung von 0,25 Prozentpunkten spürbar die Inflation ankurbeln könnte, sieht der Chef-Volkswirt skeptisch. Schließlich wirke sich die Zinssenkung nur indirekt über eine niedrige Arbeitslosigkeit auf höhere Löhne und Preise aus. Und der Effekt sei gering.
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