Der Vorstandsvorsitzende des Allianz-Konzerns, Oliver Bäte, kann sich die Übernahme eines Lebensversicherers vorstellen, nachdem er bisher stets größeres Interesse an Sachversicherern gezeigt hat. "In den nächsten drei bis vier Jahren wird es den einen oder anderen Lebensversicherer geben, dem Eigenkapital fehlt und der dann einen neuen Partner braucht, um nicht abgewickelt zu werden. Das könnte eine große Chance für die Allianz sein", sagte Bäte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstagsausgabe).
Dass die Allianz bei Übernahmen in den vergangenen Jahren zurückhaltend agierte, begründete er mit den "unglaublich hohe Risiken", die in den Bilanzen von Lebensversicherern schlummerten. Die Sorge mancher Versicherungsvorstände vor einem breit angelegten Markteintritt von Google und Amazon teilt Bäte nicht. "Um den Versicherungsprofit zu bekommen, muss man kein Versicherer sein. Es reicht, den Kundenzugang zu kontrollieren und zu vermarkten", sagte Bäte. "Um beispielsweise einen Kunden über Google für eine Autoversicherung zu gewinnen, zahlt man einmalig bis zu 100 Euro und mehr. Über einen guten Vertreter kostet uns das im Durchschnitt 70 bis 80 Euro." Google sei heute schon überproportional teuer und hole sich einen Großteil der Wertschöpfung ab, "weil sie unglaublich viel über die Kunden wissen", sagte Bäte. Die Allianz wolle langfristig nicht von Google oder Amazon abhängig sein: "Das geht über eine starke Marke, die da ist, wo Kunden sie suchen. Eine Antwort auf Google und Amazon lautet: Die Kunden müssen uns wollen."
Foto: Allianz-Zentrale, über dts Nachrichtenagentur