Vor der Bilanz-Pressekonferenz des Stuttgarter Autobauers Daimler hat sich der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident und frühere EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger besorgt über den Zustand des Unternehmens geäußert.
"Wie die gesamte deutsche Automobilbranche muss Daimler einen enormen Strukturwandel bewältigen. In der aktuellen Lage mache ich mir Sorgen, ob das reibungslos gelingt", sagte Oettinger der "Welt am Sonntag".
Die Daimler AG hatte im Januar bekanntgegeben, der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) sei 2019 von bisher 11,1 Milliarden Euro auf 5,6 Milliarden Euro gefallen. Neben den strengen EU-Vorgaben zur Emissionsreduktion sieht Oettinger eine weitere Herausforderung in der Digitalisierung und der Aufarbeitung des Diesel-Skandals. Zudem seien deutsche Konzerne bei der Herstellung batterieelektrischen Fahrzeugen in Rückstand geraten.
Chinesische Firmen hätten die Umstellung vom Verbrenner früher forciert. Oettinger warnte auch vor einem wachsenden Einfluss chinesischer Unternehmen auf deutsche Auto-Unternehmen wie den Mercedes-Benz-Hersteller. Während Volkswagen und BMW starke Familien als Ankeraktionäre im Hintergrund hätten, gäbe es bei Daimler keine vergleichbare Aktionärsstruktur. Sollten Unternehmensteile für ausländische Investoren attraktiv wirken, könne es schnell zu gefährlichen Entwicklungen kommen.
"Das sieht man bei Thyssenkrupp und anderen Unternehmen, wo Fonds und Asset Manager größere Anteile erwerben und unter Druck Veräußerungen erzwingen." Diese Gefahr sehe er für Daimler aktuell zwar nicht, warnte aber auch: "Wenn sich chinesische Investoren und Investmentbanken zusammenschließen, erreichen sie rasch einen kritischen Aktienanteil." Von der heimischen Industrie erwarte der CDU-Politiker als Antwort unter anderem vertiefte Kooperationen in der Forschung und Entwicklung sowie zwischen den Herstellern und ihren Zulieferern.
Foto: Mercedes-Stern, über dts Nachrichtenagentur