In der Corona-Krise fordern Verbraucherschützer Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) auf, mit einem Verbot von Leerverkäufen gegen riskante Finanzwetten auf Aktien deutscher Unternehmen vorzugehen. "Gerade in solchen Zeiten ist es unerträglich, dass manche Finanzakteure mit Leerverkäufen noch von der Krise profitieren. Während sich die Welt und gerade Europa in einer Extremsituation befinden, sahnen sie kräftig ab und verschlimmern die Situation", sagte Gerhard Schick, Vorstand der Verbraucherschutzinitiative Finanzwende, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagsausgaben).
Nach dem Ausverkauf an den Börsen haben bereits Frankreich, Spanien, Italien und Belgien Wetten auf Kursverluste ganz oder teilweise untersagt. "In Deutschland fehlt das bisher völlig. Finanzminister Olaf Scholz sollte die Bafin anweisen, wie andere Aufsichtsbehörden auch, krisenverschärfende Geschäfte zu unterbinden", so Schick.
Optimal wäre eine europaweit einheitliche Vorgehensweise. "Insbesondere ungedeckte Leerverkäufe auf Bankanleihen müssten unbedingt gestoppt werden." In der Finanz- und Bankenkrise hatte der damalige Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) 2010 für begrenzte Zeit bestimmte Finanzwetten verboten.
Schick war bis zu seinem Abschied aus dem Bundestag 2018 finanzpolitischer Sprecher der Grünen und Vize-Chef des Finanzausschusses des Parlaments. Mit Leerverkäufen wetten Anleger auf einen Kursverfall einer Aktie. Dabei verkaufen sie Wertpapiere, die sie sich zuvor gegen eine Gebühr leihen. Sinkt der Preis bis zum Rückgabedatum, können sie sich billiger mit den Titeln eindecken und streichen die Differenz ein.
Steigt der Kurs dagegen, droht den Leerverkäufern Verlust. Frankreich untersagte zunächst für Dienstag Leerverkäufe von 92 Aktien. Die belgische Finanzaufsicht verbot ebenfalls für Dienstag Leerverkäufe bei mehr als einem Dutzend Papieren. Auch Italien verhängte ein 24-stündiges Verbot für Dienstag. Nach Informationen der Finanzagentur Bloomberg haben ausländische Hedgefonds milliardenschwere Wetten auf weitere Kursverluste zahlreicher DAX-Konzerne gestartet.
Foto: Frankfurter Wertpapierbörse, über dts Nachrichtenagentur