Insider-Verdacht vor Wirecard-Crash: Die Staatsanwaltschaft untersucht dubiose Manöver vor dem Absturz. Hat der flüchtige Asienvorstand Jan Marsalek am Absturz verdient?
Wirecards Fall ist für viele Beobachter überraschend gekommen: Beim Absturz des Zahlungsabwicklers aus Aschheim bei München wurden mehr als zwölf Milliarden Euro an Börsenwert vernichtet. Doch jetzt nähren dubiose Manöver kurz vor dem Crash den Verdacht, dass Insider ihr Wissen um die Probleme der Bilanzprüfung zu Geld gemacht haben.
Die Finanzaufsicht hat die Staatsanwaltschaft München über entsprechende Hinweise informiert, berichtet das Handelsblatt. Die Staatsanwaltschaft teilt mit, man habe „insgesamt sehr umfangreiche Ermittlungen gegen den Beschuldigten Dr. Braun und mögliche weitere Mittäter eingeleitet“. Die Bafin wollte den Vorgang nicht kommentieren.
Problematisch ist unter anderem ein Post in einem Börsen-Forum. Acht Tage vor dem Wirecard-Crash informierte darin ein Nutzer, dass der Bilanzprüfer EY am 18. Juni „nicht uneingeschränkt testieren wird“: Die Wirecard-Geschäftsführung habe bis heute keine erforderlichen Nachweise erbracht, „woher erhebliche Summen als Sicherheiten auf Treuhandkonten stammen.“ Mitarbeiter hätten die Information weitergegeben. Damit nahm der anonyme Hinweisgeber das Prüfergebnis vorweg.
Schon im Frühjahr 2020 waren Konzerninsider über Probleme mit der Abschlussprüfung informiert. Möglich ist laut Vertrauten, dass etwa der flüchtige Asienvorstand Jan Marsalek am Absturz verdient haben könnte.