Die Debatte um die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY im Fall Wirecard treibt inzwischen die gesamte Prüferbranche um. "Der Fall Wirecard und das angebliche Versagen von EY darf nicht dazu führen, dass alle anderen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften über einen Kamm geschoren werden", sagte der Präsident der Wirtschaftsprüferkammer Gerhard Ziegler dem "Handelsblatt". Erst komme die Diagnose, dann könne eine Therapie erfolgen.
Die Wortmeldung ist ungewöhnlich. Die rund 3.000 Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in Deutschland mit ihren 29.000 Wirtschaftsprüfern gelten als absolut verschwiegener Berufsstand, der nicht die Öffentlichkeit sucht. Der Fall Wirecard könnte das ändern. EY hatte Jahresbilanzen bei dem inzwischen insolventen Zahlungsabwickler seit 2009 geprüft und testiert, obwohl es Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro gab.
Ziegler sieht durch den Wirecard-Skandal einen "Reputationsschaden für den gesamten Berufsstand". Er forderte Bundesjustizministerin Christine Lambrecht und auch Bundesfinanzminister Olaf Scholz (beide SPD) auf, jetzt keinen Schnellschuss abzugeben und das bewährte System auf den Kopf zu stellen. Ziegler, selbst Wirtschaftsprüfer und Chef einer überregional tätigen mittelständischen Prüfungsgesellschaft in Stuttgart, wendet sich insbesondere gegen die Trennung von Prüfung und Beratung. Es ist "nicht ersichtlich, wie ein Beratungsverbot zur Aufdeckung eines mit krimineller Energie begangenen Betrugs beitragen soll", heißt es in einem Positionspapier der Kammer.
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