Die Lufthansa nutzt den Milliarden-Staatskredit auch zum deutlichen Aufstocken von Piloten-Kurzarbeitergeld. Konzernchef Carsten Spohr bestätigte der "Welt am Sonntag", dass beispielsweise das monatliche Kurzarbeitergeld für Ex-A380-Kapitäne von rund 5.000 auf bis zu 15.000 Euro erhöht wird. Mit dem reinen Kurzarbeitergeld würden sich sonst die "monatlichen Grundbezüge mehr als halbieren", weil ein großer Teil des Gehalts über der Beitragsbemessungsgrenze liege.
"Das können und wollen wir unseren Piloten nicht zumuten", sagte Spohr. Die Airline hatte nach dem Geschäftseinbruch in der Coronakrise vor allem aus Deutschland einen Neun-Milliarden-Euro Staatskredit erhalten, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Weil die Erholung im Flugverkehr langsamer als zunächst geplant verläuft, hat der Konzern die Einschnitte im Jahresverlauf vergrößert. "Wir hatten im Dezember weniger als zehn Prozent der Passagiere im Vergleich zum Vorjahr", sagte Spohr. "Unter anderem werden uns bis Ende dieses Jahres 29.000 Beschäftigte verlassen haben, also leider jeder fünfte Lufthanseat", sagte der Airline-Chef.
Es sei das Ziel, 100.000 Beschäftigte bei Lufthansa zu behalten. "Das können aber nicht in allen Bereichen Vollzeitarbeitsplätze sein. Wir müssen die Arbeit einfach anders verteilen", sagte Spohr. Daher benötige der Konzern über 2021 hinaus voraussichtlich bis Mitte der Dekade "strukturelle Kosteneinsparungen und Teilzeitmodelle", über die aktuell mit den Gewerkschaften gesprochen werde.
So wurde mit den etwa 5.000 Piloten jetzt eine Vereinbarung getroffen, dass sie bis Ende März 2022 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt sind. Die Airline und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) einigten sich auf einen Krisentarifvertrag. Im Gegenzug kann Lufthansa die Kurzarbeit bis Ende kommenden Jahres verlängern, die Arbeitszeit mit entsprechenden Gehaltseinbußen kürzen und Tariferhöhungen aussetzen.
Foto: Lufthansa-Maschinen am Flughafen, über dts Nachrichtenagentur