Das Bundesfinanzministerium hat kurz nach der Pleite von Wirecard Optionen geprüft, mit denen es den Aschheimer-Konzern mit Steuergeld hätte retten können. Das sagte ein Sprecher des Ministeriums dem Wirtschaftsmagazin "Business Insider" (Mittwochausgabe). Eine Rettungs-Variante, die das Ministerium demnach erwogen hat, war die Aktivierung von Mitteln aus Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF), die eigentlich Unternehmen zugutekommen sollten, die wegen der Coronakrise in Schieflage geraten sind.
Eine andere Option war ein Kredit der öffentlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) an Wirecard. Nach Prüfung habe das Ministerium die Optionen allerdings nicht weiterverfolgt. Nach der Pleite des Konzerns und zu dem Zeitpunkt der Rettungsprüfung war der Bilanzbetrug bereits aufgeflogen. Die Opposition übt deswegen scharfe Kritik am Finanzministerium. "Es ist befremdlich, dass der Finanzminister mitten in der Corona Krise erwog, mit Steuergeldern sowie Banken Wirecard zu retten, um vermeintliche Zahlungstechnologie vor China abzuschirmen", sagte der Bundestagsabgeordnete Fabio De Masi (Linke) dem Magazin. "Damals war das House of Wirecard ja bereits als gigantischer Betrug aufgeflogen. Dies nährt auch Zweifel an fragwürdigen Kreditentscheidungen der KfW/IPEX." Danyal Bayaz, Obmann der Grünen im Wirecard-Untersuchungsausschuss, kritisierte ebenfalls das Vorgehen des Ministeriums. "Es ist grundsätzlich ein normaler Vorgang, dass Wirtschaftshilfen für deutsche Unternehmen geprüft werden. Aber Zeitpunkt der Prüfung und inhaltliche Überlegungen sind schon bemerkenswert", sagte Bayaz. Der WSF sei initiiert worden, um Unternehmen zu helfen, die durch die Corona-Pandemie in Schwierigkeiten geraten sind. "Ihnen wäre kaum zu vermitteln gewesen, warum ausgerechnet Wirecard diese Hilfen hätte erhalten sollen. Der Vorgang zeigt, dass im Bundesfinanzministerium trotz vieler Betrugsvorwürfe gegen Wirecard bis zuletzt an die Geschichte des Vorzeige-Unternehmens aus Aschheim geglaubt wurde", fügte er an.
Foto: Finanzministerium, über dts Nachrichtenagentur