Bis vor einigen Wochen war die Sorge vieler Marktteilnehmer noch, dass die Fed zu schnell ihre Geldpolitik verschärft. Doch jetzt fordert man plötzlich noch mehr Lockerungen.
Anders ist die Reaktion nach der Powell-Rede gestern nicht zu deuten. Seine unmissverständliche indirekte Ansage, dass die Fed Ihre Geldpolitik weiter sehr locker lässt, sich aber nicht von den Finanzmärkten nach Belieben vorführen lässt, schmeckte einigen nicht.
Denn: Nach der Rede vom FED-Chef Powell kam es an den Anleihemärkten erneut zu steigenden Zinsen, was insbesondere viele „Growth-Werte“ aus dem Tech-Bereich einen weiteren Schlag versetze. Aus den gehypten Wasserstoffaktien, aber auch aus vielen Tech-Aktien und Tesla wird nun ein wenig „Luft abgelassen“. Auch Gold kam durch die steigenden Renditen nochmals unter Druck.
ABER: Die großen Goldminen machen diese Schwäche nicht mehr mit. Der HUI Gold Bugs Index schloss sogar im Plus (+0,7%). Die Schwergewichte Newmont und Barrick legten zu und haben in den letzten Tagen relative Stärke zum Goldpreis gezeigt. Dies ist ein hoffnungsvolles Zeichen, dass die Korrektur bald beendet sein wird.
Bei Barrick gab es in den letzten Tagen massive Insiderkäufe mit mehreren Millionen USD. Absolut verständlich. Wir waren in den letzten 15 Jahren keine Freunde des Goldgiganten. Aber wie CEO Mark Bristow seit seiner Amtsübernahme Barrick transformiert hat, ist bemerkenswert. Ebenso bemerkenswert, dass der Markt diesen Umbau zum schuldenfreien, mit ordentlichen Ausschüttungen glänzenden Vorzeigeunternehmen noch nicht honoriert hat. Normalerweise würden wir angesichts dieser ermutigenden Lage heute beim Barrick-Long-Hebelschein wieder einsteigen.
Aber es ist der „berühmt berüchtigte“ Freitag, an dem in den letzten Wochen oftmals wie von Geisterhand ab 14 Uhr der Goldpreis massiv gedrückt wurde. Deshalb wollen wir zunächst mit dem erneuten Einstieg abwarten. Der 17. März (FED-Sitzung) mit dem möglichen Start der „Operation Twist“ (siehe RSR-Ausgabe 33/2021 vom Mittwoch) rückt näher. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden wir vor diesem Termin unsere Gold- und auch Silber-Long-Spekulation im Hebelraketen-Depot verstärken bzw. neu starten.
Anomalie am US Repo-Markt / Platzt bald die Shortspekulation gegen US-Staatsanleihen
Ein Reuters-Artikel deutet auf gewaltigen Stress am US-Repo-Markt hin:
Es läuft eine gewaltige Short-Spekulation gegen US-Anleihen. FED-Chef Powell dürfte dies natürlich wissen. Diese aggressiven Shortpositionen in den US-Treasuries müssen im Rahmen von Leihegeschäften finanziert werden. Das passiert durch sogenannte "Reverse-Repos", wofür Zinsen zu entrichten sind. Und hier scheint es große Schieflagen zu geben. Gestern wurden in der Spitze 4,25% Zinsen für Reverse Repos bezahlt (für US-Treasuries mit einem Zins von circa 1,5%). Im Reuters-Artikel heißt es: Die in der Regel positiven 10-Jahres-Repo-Zinssätze für Kredite waren seit Montag negativ und lagen am Donnerstag bei -4,25%.
Unsere Meinung: Hier scheint ein Kräftemessen großer Marktteilnehmer gegen die FED zu laufen, die sich jedoch nicht erpressen lassen will. Alle möglichen, völlig irren Marktverzerrungen der letzten Wochen (insbesondere auch der Druck auf Gold), könnten auf diese gigantische Shortspekulation auf US-Anleihen zurückzuführen zu sein. Sollte diese Spekulation scheitern und die Anleihekurse drehen, könnte auch Gold wie Phönix aus der Asche nach oben schießen!