Vor der Befragung von Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im Wirecard-Untersuchungsausschuss hat die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) vor überzogenen Erwartungen gewarnt. Er erwarte "eher ein politisches Schauspiel", sagte SdK-Chef Daniel Bauer dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Dies werde zur Aufklärung wenig beitragen.
Generell sei die Erwartungshaltung zu hoch, fügte er hinzu. Große Fehler sehe er vor allem bei den Abschlussprüfern von E&Y sowie der staatlichen Bankenaufsicht Bafin und der Staatsanwaltschaft München, so Bauer. "Weder Frau Merkel noch Herr Scholz waren aktiv in Entscheidungen der Behörden eingebunden", sagte der Anlegerschützer. "Die großen Fehler bei der Konstruktion der Bilanzüberwachung wurden bereits in den Nullerjahren noch vor Frau Merkels Amtszeit gemacht. Herr Scholz ist auch erst in dieser Legislaturperiode Finanzminister, und deckt damit nur einen geringen Teil der Jahre ab, in denen Wirecard die Öffentlichkeit und die Finanzmärkte betrogen hat", fügte Bauer hinzu. "Interessant wird aus meiner Sicht vor allem sein, warum Frau Merkel sich nach einer negativen Einschätzung eines Mitarbeiters nicht von Wirecard fernhielt, sondern das Thema auf einer China-Reise ansprach." Spannend sei auch, ob Scholz gewusst habe, was sein Staatssekretär Jörg Kukies und die Finanzmarktaufsicht Bafin in Bezug auf Wirecard veranlasst hätten und ob Kukies darüber mit dem damaligen Wirecard-Chef Markus Braun gesprochen habe. "Große Fortschritte bei der Aufklärung dürfte dies aber nicht liefern", so Bauer.
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