United Internet verzichtet beim Aufbau des vierten Mobilfunknetzes in Deutschland auf Technik aus China. "Wir planen das Netz ohne chinesische Anbieter", sagte Unternehmenschef Ralph Dommermuth der "Welt am Sonntag". Der Internet-Milliardär trat damit Spekulationen entgegen, sein Netz mit günstiger Technik von Huawei oder ZTE ausrüsten zu wollen.
Kritiker fordern schon länger ein Verbot für Anbieter aus China, da sie Spionage oder Sabotage durch die chinesische Regierung befürchten. Das neue IT-Sicherheitsgesetz legt die Hürden für den Einsatz von Technik in sensiblen Netzbereichen hoch. "Die Bedenken in der Politik wiegen über alle Fraktionen hinweg erkennbar schwer", sagte Dommermuth. "Eine politische Genehmigung durchzukämpfen dürfte also ebenso schwer werden, und sie könnte jederzeit widerrufen werden." Nach Angaben des Unternehmers soll der Bau des neuen Mobilfunknetzes im dritten Quartal starten. Im Unterschied zu herkömmlichen Mobilfunknetzen will das Unternehmen ein neuartiges Netz bauen, in dem verschiedene Hersteller kombiniert werden. Man wolle ausschließlich mit Standard-Hardware arbeiten, wie man sie in Rechenzentren findet, und bei Antennen klar definierte Schnittstellen nutzen. Sämtliche Netzfunktionen sollen in der Cloud liegen und per Software gesteuert werden. In der Branche wird das als Open-RAN bezeichnet. "Und da sind spezialisierte Anbieter aus der westlichen Welt derzeit führend", sagte Dommermuth. Die United-Internet-Tochter 1&1 Drillisch, die nun in 1&1 AG umbenannt wird, hatte vor zwei Jahren Mobilfunk-Frequenzen ersteigert. Die mehr als zehn Millionen 1&1-Mobilfunkkunden nutzen derzeit bereits das Netz von Telefónica, für das 1&1 Miete zahlt. Die beiden Unternehmen haben kürzlich eine Vereinbarung für das nationale Roaming getroffen, sodass Nutzer des neuen 1&1-Netzes sich dort in das Telefónica-Netz einbuchen können, wo sie keinen Empfang haben. Es werde mehrere Jahre dauern, bis das neue Netz stehe, sagte Dommermuth. "Es gibt Millionen 4G-Smartphones im Markt, sodass wir ein kombiniertes 4G-und-5G-Netz bauen, damit unsere Nutzer nicht zwangsweise ein 5G-Gerät kaufen müssen."
Foto: 1&1, über dts Nachrichtenagentur