Bayer-Chef Werner Baumann warnt davor, dass alle Nationalstaaten eigene Produktionskapazitäten für Impfstoffe und andere Medikamente aufbauen. "Ich kann den Reflex verstehen, aber sehe das sehr kritisch", sagte Baumann dem Magazin "Capital" (Ausgabe 08/2021). Es gebe Bereiche, in denen die Politik regionale oder nationale Bereitschafts- oder Notfallreserven schaffen sollte, aber für die reguläre medizinische Versorgung von Patienten brauche man das nicht.
Die Nationalisierung der Impfstoffproduktion werde unter dem Eindruck der Knappheit diskutiert, so der Bayer-Chef. Mit Blick auf die schon laufenden und noch geplanten Produktionen sagte er: "Die jetzt geplanten Kapazitäten reichen, um in den nächsten zwölf Monaten zehn, vielleicht sogar 20 Milliarden Dosen Impfstoff gegen Covid-19 herzustellen und das bei Bedarf jährlich zu wiederholen."
Das sei mehr als genug für die ganze Welt. Unter dem Eindruck der Knappheit weitere Kapazitäten aufzubauen, "ergibt einfach keinen Sinn". Es sei eine "Verdrehung der Tatsachen", wenn eine kurzfristige Knappheit an Impfstoffen nun skandalisiert werde. "Aus der Perspektive der Pandemieerfahrung wird hier ein Systemversagen konstruiert. Dabei ist das genaue Gegenteil der Fall."
Gleich mehreren Unternehmen sei es gelungen, mit einer komplett neuen Technologie hochwirksame Impfstoffe gegen das Coronavirus zu entwickeln, in einer Geschwindigkeit, die noch vor einigen Jahren undenkbar gewesen wäre. Ermöglicht hätten das "globale Wertschöpfungsketten und Kooperationen in nie dagewesener Form", sagte Baumann.
Foto: Bayer, über dts Nachrichtenagentur