PayPal konnte die Finanzindustrie ordentlich aufmischen. Mit der Finanzplattform ist es problemlos möglich, Geld über Ländergrenzen hinweg mit nur wenigen Klicks zu versenden.
Mit PayPal ist es möglich, ein sicheres und einfaches Zahlungssystem einzurichten, das Verbraucher aus über 200 Ländern und Regionen nutzen können.
Die Zahlen sprechen für sich: Der Konzern verfügt über 400 Millionen Nutzerkonten und konnte im Finanzbericht Q2 2021 Gewinne von über 1,3 Milliarden US-Dollar verzeichnen. Dies macht sich auch in den Aktienkursen bemerkbar. Anfang Oktober 2021 kann der Konzern auf Kurswerte von rund 265 US-Dollar blicken.
(Abbildung: Google Finance)
Dies scheint dem Milliardenkonzern aber noch lange nicht zu reichen. PayPal ergründet momentan die Möglichkeit, den Aktienhandel in das Ökosystem zu integrieren. Wie wird dieser Wandel genau aussehen? Was können PayPal-Nutzer in Zukunft erwarten und wie wird sich PayPals Schachzug auf die Investmentindustrie und Privatanleger auswirken?
Ist Aktienhandel PayPals nächster Meilenstein?
PayPal kann seit seiner Gründung im Jahre 1998 (damals noch unter dem Namen Confinity) auf eine beispiellose und fast perfekte Erfolgsgeschichte blicken. Vom anfänglichen Start-up, über die eBay-Jahre bis hin zum eigenständigen Finanzdienstleister sind die Nutzerzahlen stetig angestiegen.
(Abbildung: Aakashg.com)
Von den bescheidenen Anfängen als Start-up im Jahre 1998 konnte sich das Unternehmen schnell als Online-Finanzdienstleister etablieren: Das Alleinstellungsmerkmal bestand darin, dass Nutzer schnell und einfach Geld überall hin versenden können und hierzu lediglich eine E-Mail-Adresse benötigen.
Der große Erfolg kam aber erst durch die Händlereinbindung, sodass es von nun an auch möglich war, bei E-Commerce-Plattformen schnell und einfach mit PayPal zu bezahlen. Nach einem Merger mit X.com, dem größten Konkurrenzunternehmen mit Elon Musk als Geschäftsführer, hat das Unternehmen nochmal an Fahrt aufgenommen.
Im Oktober 2002 wurde das Unternehmen von eBay für 1,5 Milliarden US-Dollar gekauft. Auch wenn PayPal oft nachgesagt wurde, dass es während der eBay-Jahre nur wenig Innovation gab, konnte der Anbieter dennoch nach der Abspaltung im Jahre 2015 eine Marktkapitalisierung erreichen, die selbst die der Muttergesellschaft eBay überstieg. Inzwischen ist PayPal sogar unter den S&P 500 vertreten.
Nach der Start-up-, eBay- und der Post-Spin-Off-Phase steht mit der Einrichtung des Aktienhandels ein weiterer Meilenstein an, der das Unternehmen noch einmal in neue Höhen befördern könnte. Die Frage stellt sich, was den Investmentmarkt für Privatanleger für das Unternehmen so lukrativ macht.
Wie lukrativ ist der Retail-Investmentmarkt für Paypal?
Warum zieht PayPal als nächsten Schritt in Erwägung, in den heiß-umkämpften globalen Brokerage-Markt einzutreten?
Maxim Manturov, Abteilungsleiter Anlageforschung bei Freedom Finance Europe, sagt hierzu Folgendes: „Der Anstieg an Privatanlegern und die Tatsache, dass im ersten Halbjahr 2021 mehr als 10 Millionen neue Investoren auf den Markt kamen, hat das Interesse von PayPal geweckt. PayPal will auf den Zug aufspringen und gleichzeitig mit der Konkurrenz mithalten. Robinhood Markets, Inc. ist im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2021 auf über 22,5 Millionen Nettokonten angewachsen, was einem Anstieg von 129,6% gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Inzwischen hat Square, Inc., der Hauptkonkurrent von PayPal im Bereich der Zahlungsabwicklung, bereits Funktionen im Zahlungsdienst Cash App integriert, die den Handel mit Aktien und Kryptowährungen erleichtern. Und dies ist ebenfalls ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des PayPal-Ökosystems. PayPal ist eine bekannte Marke, die alleine 22% aller Online-Transaktionen in den USA abwickelt und ein hohes Maß an Vertrauen unter Verbrauchern genießt. Diese Kriterien deuten darauf hin, dass ein Eintritt in den Retail-Investmentmarkt mit einer breiten Nutzerbasis belohnt wird.“
So könnte PayPal den Aktienhandel für sich nutzen
Wie stellt sich PayPal den Eintritt in den globalen Investmentmarkt für Privatanleger konkret vor? Während es jetzt bereits in einigen Märkten möglich ist, mit Kryptowährungen zu handeln, ist der Finanzdienstleister derzeit aktiv auf der Suche nach Möglichkeiten, in den Brokerage-Markt einzutreten. Hierzu hat PayPal erst kürzlich den Brokerage-Veteranen Rich Hagen ins Boot geholt.
Und die Unterstützung ist auch notwendig, da es sich beim Brokerage-Markt um einen stark kontrollierten Markt handelt, sodass der Genehmigungsprozess in den USA alleine mehrere Monate in Anspruch nehmen kann. Des Weiteren steht das PFOF-Geschäftsmodell, was die meisten Broker nutzen, stark unter Beschuss. Daher könnte auch in puncto Aktienhandel PayPal einen Sonderweg eingehen und sich neue Geschäftsfelder erschließen, die außerhalb der Kritik stehen.
Während einige Anbieter wie Robinhood in den USA oder hierzulande Trade Republic nur lokale Märkte bedienen, kann PayPal bereits auf eine globale Kundenbasis blicken, die es nun auch für den Aktien- und Wertpapierhandel zu begeistern gilt. Sollte es PayPal wirklich gelingen, den Aktienhandel natürlich in die Plattform einzugliedern, kann der Finanzgigant auf eine Nutzerbasis blicken, die bereits einige etablierte Retail-Broker in den Schatten stellt.
Und auch für die Verbraucher liegen die Vorteile klar auf der Hand: Aktien könnten sich schnell und einfach in PayPal-Guthaben umwandeln lassen, was sich wiederum für den E-Commerce nutzen lässt. Somit könnte ein weitläufiges Ökosystem unabhängig von Banken entstehen, was das Potenzial hat, alle anderen Brokerage-Services in den Schatten zu stellen. Hierdurch könnten potenzielle Kleinanleger, die sich noch unschlüssig bei der Brokerwahl sind, einfach und unkompliziert in den Aktienhandel einsteigen.