Der VW-Konzern will ein neues Produktionsverfahren für E-Auto-Batterien in Großserie bringen – und erhofft sich davon erhebliche Wettbewerbsvorteile gegenüber Rivalen wie Tesla.
Eine sogenannte Trockenbeschichtung soll den Energieverbrauch bei der Zellherstellung um 30 Prozent reduzieren. Die Kosten der Elektroautos sollen dadurch um mehrere Hundert Euro pro Fahrzeug sinken. Das erklärte Sebastian Wolf, Vorstand der VW-Batterietochter PowerCo, dem SPIEGEL. Er spricht von einem »Gamechanger«, einer bahnbrechenden Neuerung, für die globale Batterieindustrie.
In internen Tests sei die Methode als tragfähig nachgewiesen worden, sagt Wolf. PowerCo hat deshalb unter Konzern-Technologievorstand Thomas Schmall beschlossen, weiter in das Verfahren zu investieren und zunächst eine Pilotlinie in einem Labor in der Nähe von Salzgitter zu installieren. In der niedersächsischen Stadt baut VW derzeit seine weltweit erste Batteriefabrik.
An dem neuen Verfahren, erklärt VW, forsche man gemeinsam mit Partnern schon seit dem Jahr 2020. Bis Anfang 2027 soll es nun auf Millionen von Batteriezellen angewandt werden: Anders als bei der bislang gängigen Nassbeschichtung der Batterieelektroden, entfällt dabei in Zukunft der energieintensive Trocknungsprozess. Die bisherigen Projektkosten belaufen sich auf rund 40 Millionen Euro, dürften aber in Zukunft noch erheblich höher ausfallen.
Da auch andere Konzerne an der Produktionstechnik forschen, ist ein internationaler Wettlauf entstanden. Tesla-Boss Elon Musk hatte beim Battery Day 2020 angekündigt, an einem vergleichbaren Verfahren zu arbeiten – wies aber zugleich auf größere Probleme hin: Die massenhafte Anwendung des Verfahrens sei sehr kompliziert. Medienberichten zufolge kämpft Tesla dabei mit Schwierigkeiten, die bis heute nicht gelöst sind.
In der Branche gilt die Batteriezelle als Herzstück des Elektroautos – und als wesentliches Differenzierungsmerkmal im globalen Wettbewerb. Bis zu 40 Prozent der Wertschöpfung entfällt auf die Zelle. Musk erhofft sich durch die eigene Zellfertigung einen Kostenvorteil von insgesamt mehreren Tausend Dollar pro Fahrzeug.
Auch VW setzt erhebliche Hoffnungen in die Batterieproduktion. Neben der sogenannten Gigafabrik in Salzgitter, die 2025 starten soll, sind vergleichbare Werke im spanischen Sagunto und im kanadischen St. Thomas geplant.