Lieber Leser,
einer der größten Gewinner im SDAX ist heute die Aktie des Ingenieurdienstleisters Bertrandt, nach starken Verlusten in den Wochen zuvor. Zwar wird die Aktie, je tiefer sie fällt, immer interessanter. Aber noch sollte man sich mit einem Einstieg zurückhalten. Schauen wir uns an, warum?
Kurzfristig schwach, langfristig sehr gute Perspektiven
Interessant ist, dass die Aktie heute trotz Vorlage eher schwacher Quartalszahlen zulegen kann. Grund hierfür dürfte sein, dass Anleger schon schwache Quartalszahlen erwartet hatten und somit leicht positiv überrascht wurden. Aufgrund der Abgaskrise sank der Nachsteuergewinn im den ersten drei Quartalen per Ende Juni von 41,8 auf 27,8 Mio. Euro und somit um -33,5%. Wenigstens beim Umsatz gab es jedoch ein Wachstum um +0,9% auf ca. 735 Mio. Euro zu vermelden.
Obwohl es kurzfristig damit nicht besonders gut ausschaut, was auch noch zwei, drei oder auch vier Quartale anhalten könnte, sind die langfristigen Perspektiven jedoch unverändert gut. Denn Bertrandt ist als Ingenieurdienstleister quasi eine Zeitarbeitsfirma für „High Potentials“ mit Fokus auf die Automobilindustrie. Und diese wird demnächst, wegen der Umstellung auf E-Mobilität, verstärkt Ingenieure benötigen.
Aktie auf die Watchlist, kaufen erst um 65 Euro!
Trotz der kurzfristigen, meines Erachtens vorübergehenden, Schwäche, bestätigt der Konzern daher seine – allerdings zwischenzeitlich bereits abgesenkte – Geschäftsprognosen. So erwartet das Management im Geschäftsjahr 2017 weiterhin ein Umsatzplus von bis zu 30 Mio. Euro und damit erstmalig mehr als 1 Mrd. Euro. Das Betriebsergebnis soll unverändert zwischen 6-8% des Jahresumsatz betragen. Im „Best Case“ wären das knapp 82 Mio. Euro und damit deutlich weniger als die im Vorjahr erreichten knapp 93 Mio. Euro.
In den heutigen Kursanstieg hinein würde ich die Aktie definitiv nicht kaufen. Mit Bruch der sehr wichtigen charttechnischen Unterstützung bei 78 Euro hat die Aktie nämlich kürzlich ein Verkaufssignal mit Kursziel im Bereich 65 Euro generiert. Kurzfristig sind daher weitere Kursverluste in Richtung 65 Euro zu erwarten. Auf diesem Kursniveau kann man dann langsam beginnen, erste Positionen aufzubauen. Denn längerfristig halte ich bei Bertrandt durchaus wieder dreistellige Kurse für möglich.
Ein Beitrag von Sascha Huber.