Kommentar von Rolf Morrien
Liebe Leser,
ein Blick auf den Börsenkurszettel wird Sie heute erfreut haben: Der Aktienmarkt sendet ein kräftiges Lebenszeichen. So kletterte der deutsche Leitindex DAX auf fast 12.500 Punkte. Die Sturmschäden in den USA könnten geringer ausfallen als befürchtet und Nordkorea hat auf weitere Provokationen verzichtet.
Zu den wenigen Tagesverlierern im TecDax gehörte heute die Nordex-Aktie – ein „Überflieger“ aus den vergangenen Jahren. Von Ende 2012 bis Ende 2015 war die Nordex-Aktie von rund 3 auf etwa 33 Euro geklettert. Der Aktienkurs hatte sich also innerhalb von nur 3 Jahren ver-11-facht. Seither ging es jedoch nur noch bergab. Allein in diesem Jahr verlor die Nordex-Aktie mehr als 50% an Wert.
Ausgehend von den Höchstständen aus dem Jahr 2015 verlor die Aktie des im TecDax gelisteten Windturbinenbauers sogar mehr als zwei Drittel an Wert. Ursächlich dafür ist unter anderem massiver Gegenwind im Heimatmarkt. So wächst der Preisdruck durch Kunden, über deren Projekte jetzt in Auktionen entschieden wird.
Zudem wird sich der Ausbau der Windkraft an Land nach den vergangenen Boom-Jahren, die angesichts der sich ändernden Rahmenbedingungen hohe Zuwächse brachten, abschwächen. Darauf reagiert das in Hamburg ansässige Unternehmen Nordex nun unter anderem mit massiven Stellenstreichungen. Insgesamt sollen nahezu 10% der Stellen, vor allem in Deutschland, gestrichen werden.
Wie groß die Probleme bei Nordex sind, offenbaren auch die aktuellen Zahlen und der Ausblick auf das Geschäftsjahr 2017.
Aktuelle Zahlen und Ausblick 2017
Zwar konnte Nordex dank eines recht guten 2. Quartals in den ersten 6 Monaten dieses Jahres beim Umsatz leicht von 1,48 auf 1,50 Mrd. Euro zulegen. Doch der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) ging von 136,6 auf 117,5 Mio. Euro zurück.
Für das laufende Geschäftsjahr erwartet das Nordex-Management einen Umsatz zwischen 3,1 und 3,3 Mrd. Euro und eine EBITD-Gewinnmarge von 7,8 bis 8,2%.
Darüber hinaus erwartet der Nordex-Vorstand, dass sich die Working-Capital-Quote (gibt Auskunft über die Finanzierung eines Unternehmens) im 2. Halbjahr vor allem durch Anzahlungen auf neue Aufträge auf 5 bis 7% reduziert und somit im angestrebten Zielkorridor liegen wird. Im 1. Halbjahr lag die Quote bei 10%.
Dazu Nordex-Chef José Luis Blanco: „Unser Fokus ist es jetzt, die Projekte an Bord zu holen, bei denen wir kurz vor der Ziellinie stehen. Und wir begegnen den Veränderungen im Geschäftsvolumen mit einer verstärkten Disziplin bei den Kosten, um unsere Profitabilität zu stützen.“ Dabei soll nun auch der bereits angesprochene Stellenabbau helfen.
Nordex will bis 2018 rund 45 Mio. Euro einsparen
Neben der Senkung des Personalaufwands (durch die Streichung von 400 bis 500 Arbeitsplätzen) will Nordex bei den Materialkosten und den sonstigen betrieblichen Aufwendungen sparen.
Insgesamt sollen bis 2018 rund 45 Mio. Euro eingespart werden. Davon entfallen 21 Mio. Euro auf Materialkosten und sonstige betriebliche Aufwendungen sowie 24 Mio. Euro auf Personalkosten. Allerdings wird der Personalabbau zunächst Kosten im niedrigen zweistelligen Millionenbereich verursachen.
Meiner Ansicht nach bietet sich ein Einstieg bei Nordex derzeit nur für sehr spekulativ orientierte Anleger an. Denn ein erneuter Turnaround im operativen Geschäft ist hier aktuell noch nicht in Sicht. Konservative Anleger sollten daher um die Nordex-Aktie derzeit einen Bogen machen.
Ein Beitrag von Rolf Morrien.