Hedgefonds dürften bald große Probleme bekommen. Den von ihnen übernommenen Unternehmen droht gar das Aus. Laut einer BIZ Studie sind demnächst 500 Mrd. Dollar Kredite fällig.
Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ, "Zentralbank der Notenbanken") warnt vor einer Pleitewelle bei von "Private Equity" (PE) übernommenen Firmen. Da diese auf Pump in großem Stil gekauft wurden, droht gleich von zwei Seiten Gefahr:
Einerseits werden sich die die Private Equity Fonds (PE) bzw. Hedgefonds nicht mehr zu den günstigen Konditionen der Vergangenheit refinanzieren können. Es ist sogar wahrscheinlich, dass sie gar kein Geld mehr bekommen, weil Banken die Schulden nicht mehr weiter verkaufen können. Geht aber ein PE – Unternehmen Pleite, besteht die Gefahr, dass die von diesen Fonds übernommen Unternehmen mit in den Abgrund gezogen werden.
Andererseits ließen PEs bzw. Hedgefonds ihre Übernahme-Opfer oft bis an die Grenzen ausbluten. Sprich, die Unternehmen mussten hohe Schulden aufnehmen und das Geld als Sonderdividende oder Direktzahlungen an die Übernehmer ausschütten. Damit sind die Unternehmen anfälliger für Krisenzeiten und Rezessionen.
Selbst Finanzinvestoren geben zu, dass viele Übernahmen der vergangenen Jahre auf Basis sehr optimistischer Erwartungen finanziert wurden. In einer Studie der Rating-Agentur Standard & Poor’s hinkten schon Anfang 2008 fast 53 Prozent der untersuchten Unternehmen in der Hand von Finanzinvestoren ihren Ergebnisprognosen hinterher.
Private-Equity-Fonds bzw. Hedgefonds kauften in der Vergangenheit mit einem Fremdkapitalanteil von bis zu 90 Prozent. Zinsen und Tilgung stammten meist aus den erwirtschafteten Cashflows der übernommenen Unternehmen und durch den Verkauf von Unternehmensteilen.
Doch in Krisenzeiten sprudeln die Gewinnquellen nicht mehr so üppig. Und eine Zerschlagung eines Unternehmens bringt längst nicht mehr so viel Geld wie noch vor einem Jahr.
Das bedeutet, dass die zugrunde liegenden Kredite schon jetzt eine Neubewertung erfordern. Eine solche Überprüfung dürfte in den meisten Fällen zu einem Negativergebnis kommen. Folge: Der Hedgefonds muss Geld nachschießen. Kann er das nicht, droht der Bankrott.
Nach BIZ Erkenntnissen sind allein bis zum Jahre 2010 rund 500 Mrd. Dollar Kredite fällig. Und es ist mehr als fraglich, ob die Private Equity Fonds bzw. Hedgefonds noch einmal so viel Kredit erhalten. Nach Einschätzung der BIZ dürften Anschlussfinanzierungen im aktuellen Kreditmarktumfeld kaum realisierbar sein.
Am Höhepunkt des Booms sei laut BIZ "viel zu viel Geld zu wenigen Deals nachgejagt", was die Unternehmenspreise enorm in die Höhe getrieben und die Erfolgschancen der Deals entsprechend verringert habe. Weltweit niedrige Zinsen, hoher Risikoneigung der Finanzinvestoren und niedrige Konkursraten hätten eine beispiellose Übernahmewelle ausgelöst.
Erleichtert habe die Übernahme-Jagd der Gebrauch von so genannten "Leveraged Loans" (LL). Diese hochexplosiven Finanzierungsvehikel waren bis 2007 üblich.
Als Leveraged Loans werden Unternehmenskredite mit hohem Risiko bezeichnet, die von einem Bankenkonsortium vergeben und bis zur Fälligkeit gehalten wurden. Folge: Die Zinssätze liegen in der Regel um mehr als 1,25 Prozent über den Zinsen für "sichere" Unternehmenskredite.
Sprich: Die Banken verzichteten bis zur Fälligkeit auf Zinsen und Tilgung! Dafür erhalten sie (zumindest in der Theorie) einen höheren Zinssatz. Doch jetzt stellt sich die Frage, ob die Kredite überhaupt zurückgezahlt werden können, geschweige denn die Zinsen. Das LL-Geschäft ist praktisch zum Erliegen gekommen.
Kritiker merken an, dass das LL-Geschäft einen ähnlich hohes Risikopotential berge wie die berüchtigten Subprime Kredite. Diese Leveraged Loans wurden schließlich ebenfalls gebündelt und als „sichere“Anleihen an Investoren verkauft.
Durch die oft sehr komplizierten Strukturierungen wurde aus eigentlich hochriskanten Krediten plötzlich Anleihen mit Investmentgrade-Ratings Die Käufer dieser Produkte waren dann wiederum Hedgefonds, Banken und Versicherungen.
Für die Banken ergeben sich aber auch noch andere Risiken: So war es üblich, dass die Bank, die als "Lead-Manager" eines syndizierten Kredits fungiert, eine Abnahmegarantie übernahm. Als dann Mitte 2007 die Kreditkrise ausbrach, blieben die Kredithäuser auf den Schulden sitzen. Die BIZ hat allein für Juli 2007 ein Volumen von rund 400 Mrd. USD veranschlagt, das vorerst nicht weiterverkauft werden konnte.
Das alles lässt nichts Gutes ahnen, wenn es mit der Wirtschaft tatsächlich bergab geht. So schreibt die BIZ, dass während der letzten Übernahme-Boomphasen von 1987 bis 1991 und 1997 bis 2001 die Konkursraten bei den übernommenen Unternehmen mit bis zu 25 Prozent mehr als doppelt so hoch lagen als bei eigenständig gebliebenen Firmen.