Die FDP befasst sich mit der Frage, ob ein hochrangiges Parteimitglied im Vorfeld der Niedersachsen-Wahl versucht hat, die Umfrage eines Meinungsforschungsinstituts zu beeinflussen. Mehrere Vorstandsmitglieder bestätigten der „Welt“ (Online/Print: Donnerstag) übereinstimmend, dass ein solcher Vorgang im Rahmen der FDP-Vorstandssitzung am 21. Januar thematisiert worden sei.
Konkret soll es sich um den sogenannten „Ländertrend Niedersachsen“ des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap vom 10. Januar handeln. In dieser Umfrage war die FDP nach mehreren Monaten unterhalb der 5-Prozent-Hürde erstmals wieder bei 5 Prozent gesehen worden.
Nach Darstellung der Parteivorstandsmitglieder soll der ranghohe FDP-Politiker möglicherweise versucht haben, das Umfrageergebnis kurz vor der Bekanntgabe durch das Institut nach unten korrigieren zu lassen, um damit den niedersächsischen Wahlkämpfern und dem aus Niedersachsen stammenden Bundesvorsitzenden Philipp Rösler zu schaden.
Ein FDP-Vorstandsmitglied berichtete der „Welt“, wenige Tage nach der Veröffentlichung der Umfrage von dem möglichen Manipulationsversuch erfahren zu haben. „Es war in FDP-Führungskreisen bekannt, dass es den Versuch der Einflussnahme aus der Partei bei Infratest gegeben haben soll“, sagte der Politiker der Zeitung. Die Person sagte weiter: „Jemand wollte offenbar ganz bewusst die FDP in Niedersachsen künstlich so klein halten, dass sie für Wähler irrelevant wird.“
Ein anderes Vorstandsmitglied sagte dazu: "Das wäre nicht nur dreist und unverschämt, sondern schlicht parteischädigendes Verhalten. Leider wird man es wohl nie sicher zu einer Person zurückverfolgen können."
Recherchen der Zeitung ergaben, dass mehrere Vorstandsmitglieder Hans-Jürgen Beerfeltz verdächtigen, den früheren Bundesgeschäftsführer der Partei und aktuellen Staatssekretär im Entwicklungshilfeministerium. Auf Anfrage der „Welt“ sagte Beerfeltz dazu: „Es hat keine solche Einflussnahme gegeben. Sie wäre im Übrigen strategisch sogar völlig absurd gewesen.“ Bei Infratest dimap hieß es, dass von einem Anruf von der FDP nichts bekannt sei.