Die Welt redet über Zypern. Doch schon lange herrscht in der Eurozone die "kalte" Enteignung: Negativzinsen vernichten die Kaufkraft des Geldes. Vermögensabgaben und Steuererhöhungen greifen nach dem Geld der Bürger.
von Michael Mross
Bleibt Zypern ein Einzelfall? Mit Sicherheit nicht. Nur eines ist sicher: Die Eurokrise steht nicht vor einer Lösung, sondern spitzt sich weiter zu. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis die Sparer-Enteignung auch in anderen Ländern durchgeführt wird. Spätestens bei einem Bankrun in Portugal oder Spanien dürfte jedem klar sein, dass das System "Euro" gescheitert ist. Letztlich bleibt den Banken gar nichts anderes übrig als die Gelder der Kunden einzuzufrieren und Kapitalverkehrskontrollen einzuführen - nämlich dann, wenn Staaten ihre Finanzinstitute nicht mehr retten können, weil sie selbst zu überschuldet sind.
Das Geschrei wegen der "Sparerabgabe" in Zypern ist groß. Doch was die meisten Menschen übersehen: Die Banken in Zypern sind pleite und eigentlich ist alles Geld schon weg. Dieser Fakt sollte eigentlich zu noch viel größerer Besorgnis Anlass geben.
Denn diese Phänomen ist nicht auf Zypern beschränkt. Es trifft auf die meisten Banken in der Eurozone zu. Und nicht nur dort: In den USA sieht es mindestens genau so schrecklich aus, von Japan ganz zu schweigen.
Es gibt keine Lösung der Bankenprobleme außer Verstaatlichung der Kreditinstitute. Doch damit ist die letzte Eskalationsstufe der Geldsystemkrise erreicht: Wenn die Banken verstaatlicht werden, dann müssen die Staaten auch die Schulden der Banken übernehmen. Das aber wiederum können die meisten Staaten - besonders in der Eurozone - gar nicht mehr stemmen. Es droht also der totale Staatsbankrott der westlichen Industrienationen.
In der Zwischenzeit werden natürlich die Geldbesitzer geschröpft. Die Enteignung von Sparguthaben ist dabei nur eine Variante, über die sich die Welt lautstark empört.
Viel wichtiger aber ist die kalte Enteignung, die schon seit Jahren stattfindet: durch Negativzinsen, extreme Steuererhöhungen, versteckte und offene Abgaben bis hin zur Vermögensabgabe. Selbst die vorgeblichen "Klima-Abgaben" sind letztlich nichts anderes als eine freche Enteignungsform. Merkwürdig nur, dass es dagegen keine Welle der Empörung in den Medien gibt.
Last but not least fahren die großen Notenbanken einen brutalen Enteignungskurs, indem sie die Zinsen nahe Null halten - die Inflation aber mindestens bei 6% liegt. Das bedeutet eine Enteignung von 6% pro Jahr. Auch das wird kaum in den Medien gewürdigt. Bei einer Inflation von 6% sind in nur 12 Jahren rund 50% des Kapitals vernichtet.
Das ist die große Gefahr für's Geldsystem: warum sollten Anleger ihr Geld noch bei einer Bank anlegen, wenn sie keine Zinsen erhalten und obendrein noch das Risiko einer Enteignung Übernacht haben? Wohl kaum jemand.
Insofern ist Zypern ein unübersehbares Warnsignal. Es wird wohl die letzte Warnung sein vor dem großen Kollaps.