Knappe Rohstoffe: Alarmierender EU-Bericht. Unter 41 analysierten Mineralien und Metallen wurden bereits bei 14 Stoffen zunehmend Lieferengpässe beobachtet. Industrie will endlich Taten sehen.
Schon lange warnt die Industrie vor einer Rohstofflücke bzw. klagt über einen erschwerten Zugang zu diesen. Gefordert wird von der EU u.a., für den Abbau von Handelsbeschränkungen zu sorgen. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat die Politik jüngst auch aufgefordert, sich beim G-20-Gipfel Ende des Monats in Toronto mit dem Thema zu befassen. Das Problem ist akut. Eine erste EU-Bestandsaufnahme über den Zugang zu Rohstoffen endete mit einem alarmierenden Resultat. So wurden unter 41 analysierten Mineralien und Metallen bereits bei 14 Stoffen zunehmend Lieferengpässe beobachtet.
Dabei ist die EU-Industrie mehr denn je auf Primärressourcen angewiesen. Hightech-Geräte wie Laptops, Handys und Videokameras erfordern seltene Metalle und Erden. Auch Medizintechnik-, Solar- und Autoindustrie haben einen sprunghaft ansteigenden Bedarf an diesen Rohstoffen. So würden etwa Elektromotoren ohne Neodym nicht anspringen. Wurden davon 2006 rund 4000 Tonnen für neue Technologien benötigt, wird der Studie zufolge für 2030 ein Bedarf von 27 900 Tonnen vorhergesagt – erheblich mehr als die Minenproduktion heute hergibt. Problematisch ist freilich nicht nur das knappe Angebot der Rohstoffe, sondern auch dass die Produktion nur in einigen wenigen Ländern erfolgt, allen voran in China, aber auch in Russland, Brasilien und der Republik Kongo.
EU-Industriekommissar Antonio Tajani hat für Herbst eine Strategie in Aussicht gestellt, wie für die EU-Industrie der Zugang zu Rohstoffen sichergestellt werden kann. In der Studie wird übrigens auch empfohlen, die Forschung zu Ersatzstoffen zu fördern sowie die Werkstoffeffi zienz bei knappen Rohstoffen zu verbessern. Die EU hofft zudem auf Unterstützung durch die WTO. Diese hat in einem vertraulichen Bericht Chinas Exporteinschränkungen für Rohstoffe kritisiert. Die EU, die USA und Mexiko hatten gegen diese Praxis geklagt. Eine abschließende Stellungnahme wird Anfang 2011 erwartet.