Griechenland-Schuldenschnitt steht bevor. Hedgefonds wollen vor den europäischen Gerichtshof gehen wegen "Menschenrecht auf Gewinn und Rendite". IWF will mehr Mittel als Welt-Feuerwehr. Commerzbank im Aufwind. Beeindruckende Jahresanfangsrallye kommt in Stocken. Moskauer Börse bleibt Outperformer.
von Andreas Männicke
„The first cut is the deepest“ war ein Hit von Cat Stevens aus dem Jahre 1967, den der Sänger Rod Stewart berühmt gemacht hat. Im übertragenen Sinne könnte dieses Lied jetzt auch für Griechenland und seien Gläubiger zutreffen. Es wird und muss einen tiefen Schuldenschnitt, neudeutsch haircut, geben, den viele Gläubiger verletzten wird. Verletzt werden dabei nach Ansicht von Hedgefonds-Managern sogar das Menschenrecht auf Gewinn und Rendite. Das ist zwar grotesk, soll aber tatsächlich vor dem europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ausgefochten werden. In Europa fallen Eigentumsrechte unter die Rubrik der Menschenrechte. Auch Banken und Versicherungen zieren noch sich, dem Schuldenschnitt von 50% (bis 70%) zuzustimmen.
Wenn sie aber nicht zustimmen sollten, wäre Griechenland pleite und dann wäre die Verletzung für alle Beteiligten noch größer. Mit einer Vereinbarung ist nach einer Zeit des Pokerns sicherlich demnächst zu rechnen. Es kann sogar sein, dass ein Schuldenschnitt von 60% dabei herauskommt, um Griechenland mehr Luft zu verschaffen. Der Zankapfel sind die Zinsen, die Griechenland nach der Umschuldung zahlen muss. Während Schäuble sich mit 3% zufrieden gibt und auch der IWF niedrige Zinsen zur Erholung der griechischen Wirtschaft fordert, wollen Banken, Versicherungen und Hedgefonds 5 bis 6% haben. Falls es nicht bald zu einer Einigung kommen sollte, wird es zu einer Zwangsumschuldung (CAC) nächste Woche kommen müssen. Die Zeit zum Verhandeln wird knapp, denn bis zum EU-Gipfel Ende Januar soll ein Ergebnis vorliegen. Die Griechen wollen unbedingt eine Einigung vor dem Treffen der EU-Finanzminister am Montag erreichen und dabei einen Schuldenschnitt von 60-70% heraus handeln. Als Gegenleistung soll eine neue 30-jährige Anleihe mit einer Verzinsung von 4% erbracht werden. Der Schuldenschnitt ist die Voraussetzung dafür, das Griechenland Zugang den Mitteln im Volumen von 130 Mrd vom IWF und der EU bekommen kann. Die Zeichen stehen aber gut, dass es schon bald zu einer Einigung kommt.
Die Aktienmärkte nehmen bisher die Verhandlungen mit Griechenland sehr gelassen hin. Es gab zwar am Freitag überwiegend beim DAX und RTS leichte Minusankündigungen. Dies war aber mehr auf Gewinnmintnahmen nach der beeindruckenden Jahresanfangsrallye zurückzuführen. Diese erbrachten DAX auf über 6400 (Wochengewinner: Commerzbank) und den Dow Jones auf über 12.700, sowie den RTS auf über 1500 Indexpunkte. Alle genannten Indices liegen damit schon über 5% im Plus, was man als gelungenen Jahresstart – trotz aller bekannten Krisen – bezeichnen kann. Die Moskauer Börse konnte dabei den DAX sogar knapp outperformen.
An der Moskauer Börse stiegen auch LUKoil und Gazprom am Donnerstag auf neue Jahreshöchstkurse. Am besten konnte in den letzten beiden Monaten der Stahlkonzern Evraz Group nach seinem erfolgreichen Debut an der Londoner Börse performen. Der Wert wurde im EAST STOCK TRENDS noch im Oktober als „Aktie des Monats“ vorgestellt. Seitdem stieg der Kurs schon um 60% an, hat aber noch Potential. Die zeigt schon, wie groß die Erholungschancen an der Moskauer Börse nach dem enttäuschen Kursverlauf im letzten Jahr sind.
Der russische Aktienmarkt ist mit einem KGV von 5-6 der am niedrigsten bewertete Aktienmarkt der Welt. Ich rechne auch in Zukunft mit guten Trading-Chancen an den Ostbörsen, die im letzten Jahr enttäuschten. Aufgrund der hohen Volatilität ist das Timing aber sehr wichtig.
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