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GR-Exit kostet 135 Mrd.

Sollte Griechenland den Staatsbankrott erklären und zur Drachme zurückkehren, kämen auf die gesamte Euro-Zone erhebliche Lasten zu. „Der Austritt eines Landes aus der Euro-Zone würde auch für uns eine Menge Turbulenzen mitbringen“,  warnte bereits der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble. Aber wie hoch wären die Kosten für Deutschland und die gesamte Euro-Zone tatsächlich?

 von Paul Christian Jezek

Seriös lässt sich die Frage nicht beantworten, weil es kein Drehbuch für Pleite und Euro-Austritt gibt. Allenfalls eine Annäherung an eine Antwort ist möglich. Dazu müssen – wie in einer Analyse der Berenberg Bank – die Verbindlichkeiten des Landes gegenüber dem Ausland unter die Lupe genommen werden. Dabei ist allerdings Vorsicht geboten. „Wie viel davon letztlich endgültig verloren wäre, ist völlig unklar“, warnt Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding vor voreiligen Schlüssen. Die Umrisse des Problems stellen sich wie folgt dar:

- Aus dem ersten Hilfspaket hat Griechenland von anderen Euro-Ländern 53 Mrd Euro erhalten.

- Hinzu kommen 35,4 Mrd Euro aus dem zweiten Paket.

- Zudem hat der Euro-Rettungsschirm EFSF 25 Mrd Euro bereitgestellt, damit das Land seine vom Schuldenschnitt im März angeschlagenen Banken rekapitalisieren kann. Das Geld sei aber offenbar noch nicht an die Banken geflossen.

- Der Analyst geht außerdem davon aus, dass die EZB noch griechische Anleihen im Nominalwert von gut 35 Mrd Euro in den Büchern hat. Weil die Zentralbank diese vermutlich zu Kursen von rund 0,75% des Nominalwertes gekauft hat, rechnet Schmieding hier mit einem maximalen nominalen Verlustrisiko von 27 Mrd Euro. Allerdings hat die EZB auch Gewinne mit Hellas-An-leihen gemacht. Verrechnet man die beiden Posten miteinander, kommt man für die EZB auf ein echtes Verlustrisiko von etwa 20 Mrd Euro.

Alles zusammen ergibt sich nach Analyse der Berenberg Bank ein maximales Verlustrisiko der Euro-Zone gegenüber Griechenland von etwa 135 Mrd Euro – dieser Betrag müsste also abgeschrieben werden, wenn das Land nach einer Pleite und einem Euro-Austritt keine der Forderungen mehr bedienen würde. Zu ähnlichen Beträgen kommen auch andere Ökonomen von Banken und Wirtschaftsforschungsinstituten.

Hinzu kommt aber ein weiteres Risiko, das sich hinter dem Begriff „Target II“-Salden verbirgt, von dem ebenfalls völlig unklar ist, wie und in welchem Umfang es sich realisieren könnte: Innerhalb des Verrechnungssystems der europäischen Notenbanken für den Zahlungsverkehr zwischen Banken (Target II) hatte die griechische Zentralbank gegenüber dem Eurosystem bis Ende Jänner ein Negativ-Saldo von 107 Mrd Euro aufgebaut.

Schmieding zufolge dürfte es heute bei 120 bis 130 Mrd Euro liegen. Abgesichert wird der Negativ-Saldo durch Kreditsicherheiten, die griechische Banken bei der griechischen Notenbank hinterlegt haben. Ob diese nach einem Euro-Austritt ihren Verpflichtungen gegenüber dem Eurosystem weiter nachkommen würde, Sicherheiten abtreten würde und welchen Wert diese Sicherheiten noch hätten, steht dabei in den Sternen.

Schließlich müssten in die Gesamtrechnung noch Forderungen europäischer Bürger und Unternehmen gegenüber griechischen Banken einfließen. Ende 2011 betrugen die Auslandsschulden griechischer Unternehmen etwa 100 Mrd Euro, davon 91 Mrd Bankschulden und 9 Mrd Euro anderer Unternehmen.

Fazit: Weil nicht klar ist, welche Risiken eintreten würden, lassen sich die Kosten eines Staatsbankrotts und Euro-Austritts vorher nicht beziffern. Sicher ist: Es würde teuer werden.

www.lex-press.at

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