Wachstum erlebt K+S in diesen Tagen weiß Gott nicht. Selten zuvor kam eine DAX-Wert innerhalb eines Tages so unter Druck. Gestern traf es die Aktie mit Minus 27 % besonders hart. Mit knapp 20 EUR rutschte der Kurs auf den tiefsten Stand seit Anfang 2007 ab. Ist die Aktie damit günstig bewertet und somit kaufenswert?
von Robert Schröder
Heute kann ich Schlagzeilen à la “Aktie von K+S ein klarer Kauf” oder “K+S: Aktie bricht drastisch ein – Sieht nach Übertreibung aus“ etc. lesen. Begründet werden diese Einschätzungen u.a. mit einer guten Divendenrendite von aktuell ca. 6,3 % sowie anderen doch objektiv betrachtet guten Unternehmensdaten oder weil einige Anleger schlicht die Nerven verloren und wegen einer Nachricht aus Russland völlig überzogen reagiert haben.
Sicher, nach einem Tagesverlust von 27 % stehen die Chancen jetzt gut und günstig, dass ein größerer Rebound kommt und der Kurs wieder kurzfristig anzieht und den überverkauften Zustand abbaut. Aber K + S jetzt aus Investoren-Sicht mittel- und langfristig als Schnäppchen einzustufen und ins Depot zu packen, halte ich schlicht für fahrlässig und dumm.
Einmal Börsenliebling und zurück
Der Grund meines Pessimismus ist im langfristigen Chartbild zu suchen. Seit dem Börsengang von Kali + Salz Ende 1999 passierte zunächst wenig. Ca. vier Jahre lief der Kurs bis Ende 2003 volatil seitwärts bis leicht steigend. Anfang 2005 wurde der Kurs dann zweistellig. Die Hausse nahm von da an immer schneller Fahrt auf. Bis Ende 2006 dann eine Kursverdoppelung auf 20 EUR. Dann bis Ende 2007 wieder eine Verdopplung auf 40 EUR. Die nächste Kursverdoppelung ließ nicht lange auf sich warten. Schon im Mai 2008 war es soweit. Eine weitere Verdopplung blieb Kali + Salz allerdings verwährt. Es reichte bis Juni 2008 “nur” noch für gut 92 EUR. Gemessen an dem Allzeittief mit 2,25 EUR konnte die Aktie also gut 4.000 % zulegen.
Aktien-Blase aus dem Lehrbuch
Bei solchen Zahlen kommen Börsianer natürlich ins Schwärmen. Doch solch eine Euphorie mit zum Teil parabolischen Anstieg hält nicht ewig. So schnell K+S gestiegen ist, so schnell kam auch die Ernüchterung in Form eines satten Kurseinbruchs. Bis Ende November 2008 rutschte der Kurs um 70 % auf 27 EUR ab. Aus die Maus. Die offensichtliche Blase war angestochen und geplatzt. Zwar konnte sich die Aktie bis Anfang 2011 auf 60 EUR mehr als verdoppeln, diesen Anstieg interpretiere ich aber lediglich als 2. Phase der platzenden Blase. Die 1. Phase war der beschriebene 70 % Crash. Aktuell läuft eben die 3. Phase.
Zurück auf Null
Und diese Phase 3 ist noch nicht beendet. Denn jede Blase wird früher oder später zurück zu ihrem Ausgangsniveau kehren. Im Fall von K+S entspricht das einem Kurswert von ca. 2 bis 3 EUR. Wann und mit welcher Dynamik das geschehen wird, kann ich aber ehrlicher Weise nicht sagen. Vielleicht geht es schnell und in einem Jahr steht K+S schon bei 2 EUR. Oder aber wir sehen einen Salami-Crash und der Kurs schraubt sich noch ein paar Jahre mit hoher Volatilität abwärts.
Wenn Sie also kein Zocker sind, der auf gut Glück auf einen schnellen Rebound setzt, lassen Sie die Finger K+S. Die Aktie wird auf absehbare Zeit nicht mehr nachhaltig auf die Beine kommen. Ich traue dem Wert vom aktuellen Niveau trotz des schon gesehenen Kursverlustes weitere 90 % zu. Nein, eben kein Aufwärtspotenzial, sondern Abwärtspotenzial. K +S wird sich damit in die Riege der ewigen Rebound-Kandidaten (z.B. Commerzbank oder Nokia) einreihen. Eine Blase ist und bleibt eben eine Blase.